Wien - Einen kräftigen Dämpfer haben im vergangenen Jahr die Auslandsinvestitionen in Österreich erhalten: Die staatliche Betriebsansiedlungsgesellschaft "Austrian Business Agency" (ABA) vermeldet für 2002 ein Investitionsvolumen von 355,4 Mio. Euro, ein knapp 40-prozentiges Minus gegenüber dem Investitionsvolumen im Jahr davor (rund 591 Mio. Euro). Die Zahl der dadurch neu geschaffenen Arbeitsplätze hat sich auf 2.180 (5.113) mehr als halbiert. Die Hauptursache für den Investitionseinbruch sieht ABA-Chef Rene Siegl in der "internationalen Konjunkturschwäche".

"In einer angespannten Situation wie im vergangenen Jahr ist das Letzte, was ein Unternehmen riskiert, eine Investition im Ausland", sagte Siegl im Gespräch mit der APA. "Ich bin überzeugt, dass wir uns mit dem Rückgang im europäischen, wenn nicht internationalen Gleichklang befinden." Die internationalen Vergleichszahlen der UNO-Konferenz für Handel und Entwicklung (UNCTAD) werden noch etliche Monate auf sich warten lassen. Die ABA und die Ansiedlungsgesellschaften der Länder haben im vergangenen Jahr 74 (2001: 120) Projekte erfolgreich abgeschlossen, in der Mehrzahl Neuinvestitionen.

Für 2003 "verhalten optimistisch"

Für 2003 gibt sich Sigel wieder "verhalten optimistisch". Ein Krieg im Irak könne zwar verzögernd wirken, "aber ewig kann die weltweite Konjunktur ja nicht so dahindümpeln". Außerdem erwarte man ein "deutlich verstärktes Interesse aus Deutschland, wenn das Klima dort so bleibt wie derzeit". Seit der Bundestagswahl in Deutschland sei die Zahl der Interessenten aus dem Nachbarland um rund ein Drittel gestiegen. Insgesamt gebe es derzeit sogar einen "Rückstau" bei den Beratungen, sagte der ABA-Chef. Seine Gesellschaft berät derzeit 312 potenzielle Investoren, 265 waren es vor einem Jahr gewesen.

Mit der EU-Erweiterung wird die Bundeshauptstadt als Standort für regionale Headquarters relativ verlieren, glaubt Siegl. "Die Brückenfunktion gegenüber Osteuropa wird deutlich abnehmen. Wien wird zwar nicht schlechter, aber die anderen Standorte gewinnen durch die Mitgliedschaft." Ein Argument, das bisher für Wien gesprochen habe, die größere Rechtssicherheit, falle weg, wenn Ungarn, die Slowakei und Tschechien einmal in der EU seien, meint man in der ABA. "Abgewandert wird nicht so schnell, aber die Konkurrenz bei Neuprojekten wird größer." 2002 haben sich in Österreich fünf neue Osteuropazentralen angesiedelt, im Jahr davor waren es noch 20 gewesen.

Mehr als ein Drittel der erfolgreichen Projekte aus Deutschland

Etwas mehr als ein Drittel der erfolgreichen Projekte 2002, nämlich 26, kommen aus Deutschland, es folgen die Niederlande und USA mit je sechs Ansiedlungen und Großbritannien mit fünf. Wie in den vergangenen Jahren hat Wien den Löwenanteil der Neuinvestitionen (41) an Land gezogen. 10 Unternehmen haben sich für Niederösterreich, neun für Oberösterreich, fünf für Tirol, je drei für Kärnten und Salzburg, zwei für Vorarlberg und eines für die Steiermark entschieden. Die branchenmäßig größte Gruppe stellten 2002 nach wie vor IT- und Telekombetriebe (16), gefolgt von Elektronik und Consultern (je vier). 48 neuen Dienstleistern stehen fünf Produktionsbetriebe und immerhin sechs Unternehmen gegenüber, die ihre F&E-Aktivitäten in die Alpenrepublik verlegen.

In der ABA-Statistik finden nur Auslandsinvestitionen ihren Niederschlag, bei denen die Betriebsansiedler tätig geworden sind. Großinvestitionen, wie sie 2002 etwa vom Opel-Werk in Wien-Aspern oder bei BMW-Motoren angekündigt wurden, sind also nicht enthalten - sehr wohl aber jene des Pharmariesen Baxter, der bis 2005 in Krems (Niederösterreich) eine Produktionsanlage für Impfstoffe baut.(APA)