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Stonehenge in Wiltshire

apa/epa/ison

London - Eine schockierende Nachricht für alle britischen Patrioten: Stonehenge, das größte prähistorische Steindenkmal Europas in Südengland, könnte neuen Erkenntnissen zufolge von einem Ein-wanderer aus dem heutigen Deutschland geschaffen worden sein.

"Das ist solch ein Schock für den Nationalstolz als wenn man herausfinden würde, dass die ersten Kricketspieler Lederhosen trugen und Bratwurst zum Tee aßen", klagte am Dienstag die Boulevardzeitung Daily Express unter der Überschrift "It's Steinhenge".

Spur führt in die Alpen

Ursache der Aufregung sind neue Untersuchungsergebnisse zu einem spektakulären Gräberfund im Vorjahr. Damals war fünf Kilometer von der Anlage entfernt das Skelett eines vorgeschichtlichen Stammesführers entdeckt worden, der in der Presse schnell den Beinamen "der König von Stonehenge" bekam. Dies vor allem deshalb, weil bei ihm wertvolle Grabgaben gefunden wurden, darunter goldene Ohrringe; und Gold konnte laut Expertenmeinung damals nur vom Kontinent stammen. Dieser Reichtum gilt auch als Zeichen von Macht, seitdem spekulieren die Forscher, Stonehenge könnte unter seiner Führung erbaut worden sein.

Nun haben Wissenschafter im Zahnschmelz des "Stonhenge-Königs" Spuren gefunden, die ihrer Überzeugung nach eindeutig nachweisen, dass der Mann aus dem Alpengebiet stammen muss. Damit könnte er allerdings auch aus einem Gebiet gekommen sein, das heute zu Österreich oder der Schweiz gehört, erläuterte dazu der Archäologe Tony Trueman.

Ob diese Herkunft für die patriotischen Briten weniger "shocking" wäre, darauf ließ sich der Daily Express allerdings nicht ein. (dpa/DER STANDARD, Printausgabe, 12.2.2003)