Golm/Wien - Einen auch auf große Flächen spritzbaren, druckempfindlichen Lack entwickelten Forscher des deutschen Fraunhofer-Instituts für Angewandte Polymerforschung (IAP) in Golm. Es handelt sich dabei um einen Kunststoff, der piezoelektrisch und - mit entsprechenden Elektroden versehen - als Drucksensor wirkt. Als Einsatzgebiete kommen vorerst etwa Windkanäle in Frage.

Solche Testanlagen sind beispielsweise bei der Flugzeug- oder Automobilproduktion trotz ausgeklügelter Computersimulationen unersetzlich. Dabei werden heute zum Sichtbarmachen von Belastungen der Testgegenstände kaum mehr aufgeklebte Fädchen oder Rauch, sondern immer häufiger kleine Drucksensoren eingesetzt. Mittlerweile werden solche Sensoren bereits als Folien hergestellt, alleine das Aufkleben auf gekrümmten Flächen bereitet oft Probleme.

Schwingung unter Wechselspannung

Am IAP setzt man daher auf den Kunststoff Vinylidenfluorid-Kopolymer, ein Verwandter von Polyethylen, bei dem die Hälfte der Wasserstoff- durch Fluoratome ersetzt sind. Dieser bekannte Kunststoff ist piezoelektrisch, das heißt er gibt auf Druck Spannung ab bzw. beginnt unter Wechselspannung zu schwingen. Die Wissenschafter schafften es, das Kopolymer in einen Lack einzuarbeiten und diesen in kontrollierter Schichtdicke auch auf große Flächen aufzutragen. Mit der Lackierung ist es allerdings noch nicht getan, es fehlen noch die elektrische Polung und eine abschließend aufgetragene Metallschicht als so genannte Deckelektrode.

Neben der Funktion als Sensor für Druckänderungen in Strömungsversuchen könne das Material etwa auch als Kontroll- und Überwachsungssensoren in der Alarm- und Verkehrstechnik eingesetzt werden, so die Forscher. Letztendlich kommt alles in Frage, was sich lackieren lässt. (APA)