Der Axel Springer Verlag hat seine Buchverlagsgruppe Ullstein Heyne List an den Medienkonzern Bertelsmann verkauft. Wie die Unternehmen am Dienstag mitteilten, wurde die Münchner Verlagsgruppe rückwirkend zum Jahresanfang an den Bertelsmann-Buchverlag Random House veräußert. Über den Kaufpreis machten beide Unternehmen keine Angaben. Bis zur Jahresmitte soll auch die kartellrechtliche Prüfung beendet sein.

Verlagsgruppe Random House

Das fusionierte Unternehmen werde den Namen Verlagsgruppe Random House tragen und von Joerg Pfuhl geführt, teilte Random mit. "Das Buchgeschäft ist für Bertelsmann ein Kerngeschäft, das wir in Deutschland mit diesem Schritt weiter stärken", sagte Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann AG. Die Übernahme gilt als das bedeutendste Geschäft auf dem deutschen Buchmarkt in der Nachkriegszeit. Bereits vor acht Jahren hatte die damalige Bertelsmann Buch AG sich vergeblich darum bemüht, den Wilhelm Heyne Verlag zu erwerben.

Wirtschaftliche Situation für Rückzug verantwortlich

Den Rückzug aus dem Buchgeschäft begründete Springer ("Bild", "Welt") damit, dass sich die wirtschaftliche Situation der Verlage trotz Sanierungsmaßnahmen und Bestsellern wie dem Dieter-Bohlen-Buch "Nichts als die Wahrheit" nicht verbessert habe. "Maßgeblich hierfür waren hohe Abschreibungen insbesondere auf in Vorjahren erworbene Rechte", hieß es. Angesichts der anhaltenden schwierigen Markt- und Geschäftslage seien die Renditeaussichten "perspektivisch nicht zufrieden stellend" gewesen. "Wir haben aus reiner wirtschaftlicher Vernunft gehandelt", sagte eine Sprecherin.

Die Verlagsgruppe Ullstein Heyne List entstand im Jahr 2001 nach der Übernahme des Wilhelm Heyne Verlags. Der Ullstein Buchverlag ist das traditionsreichste Haus der Gruppe und kam 1959 zur damaligen Axel Springer Verlag GmbH. Zur Gruppe gehören auch die Verlage Claassen, Econ, List, Propyläen und Südwest. Zu den erfolgreichsten Autoren des vergangenen Jahres zählten Tom Clancy, John Grisham, Stephen King, Peter Scholl-Latour und Nicholas Sparks.

Marktführer und den Publikumsverlagen

Random House ist mit Verlagen wie Goldmann, C. Bertelsmann, Blanvalet, Karl Blessing, Berlin Verlag, Siedler und Luchterhand nach wie vor Marktführer unter den Publikumsverlagen. Das Unternehmen setzte 2001 mit seinen insgesamt 350 Mitarbeiter nach eigenen Angaben 243 Millionen Euro um. Springer schrieb 2001 im Buchgeschäft bei einem Umsatz von 167 Millionen Euro einen operativen Verlust von 46 Millionen Euro. Beide Verlagsgruppen haben ihren Sitz in München. Ihr gemeinsamer Marktanteil betrage rund elf Prozent.

Pfuhl ist seit November 2002 Vorsitzender der Geschäftsführung der Verlagsgruppe Random House. Die verlegerische Verantwortung soll bei Klaus Eck liegen. Christian Strasser, geschäftsführender Verleger der Verlagsgruppe Ullstein Heyne List, werde diese Funktion auch weiterhin wahrnehmen. "Wir sind die erste Adresse für Autoren, Buchhändler und Leser in Deutschland", zeigte sich Pfuhl sehr zufrieden über den Ausgang der mehrwöchigen Verhandlungen. Wie die beiden großen Verlagshäuser schließlich zusammengeführt werden, müsse sich in den nächsten Monaten zeigen, sagte ein Sprecher. (APA/dpa)