Graz - Ein Grazer Brustkrebs-Experte muss sich im Herbst vor Gericht verantworten. Dem Spezialisten wird laut Staatsanwaltschaft Graz vorgeworfen, bei der Behandlung von Patientinnen Fehler gemacht zu haben. Die Anklage bezieht sich auf zwölf Fälle und lautet auf fahrlässige schwere Körperverletzung unter besonders gefährlichen Verhältnissen und Beweismittelfälschung. Der Arzt hat von Anfang an alle Vorwürfe bestritten.

1.000 Fälle untersucht 

Auslöser für die Untersuchungen gegen den Arzt waren zwei Tupfer, die bei einer Operation vergessen wurden. Damals verhängte das LKH ein Operationsverbot über den Chirurgen und leitete weitere Maßnahmen ein, um die Vorfälle aufzuklären. Es wurde begonnen, die Patientinnen des betroffenen Arztes zu kontaktieren, um so eventuellen Behandlungsfehlern auf die Spur zu kommen. Von den ursprünglich über 1.000 Fällen, die das Krankenhaus untersucht hatte, wurden zunächst 16 an die Staatsanwaltschaft weiter geleitet. Die Anklage bezieht sich nun auf zwölf Patientinnen.

Chirurg sieht "Rufmord" 

Neben Behandlungsfehlern wird dem Arzt auch vorgeworfen, Beweismittel gefälscht zu haben. "Er soll nachträglich Eintragungen in Krankenunterlagen vorgenommen haben", so Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz. Der Beschuldigte hatte von Anfang an erklärt, alle Vorwürfe seien falsch. Den Grund für den "Rufmord", so der Arzt, sieht er unter anderem in seinen Plänen für ein eigenes Brustkrebszentrum, in dem Frauen die gesamte Behandlung erfahren könnten, ohne zu den verschieden ÄrztInnen und Kliniken zu müssen. Derzeit wird in der Steiermark an 23 Krankenhäusern behandelt.

Der Chirurg muss sich am 3. September in Graz vor Gericht verantworten. Bei einer Verurteilung droht ihm eine Strafe von bis zu zwei Jahren Haft. (APA)