Clemens Hüffel vom Wissenschaftsministerium sieht keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern - zumindest was die Unsicherheit der Wissenschafterinnen und Wissenschafter im Umgang mit Medien angeht: "Es gibt prinzipiell eine gewisse Scheu, mit Journalisten zu sprechen", meint der stellvertretende Leiter der Sektion III. Warum das so ist? "Die meisten haben Angst, nicht präzise genug auf Reporterfragen zu antworten." Schließlich gebe es Forschungsbereiche, in denen die Sachlage oftmals nicht ganz eindeutig sei. Hinzu komme auch die kritische KollegInnenschaft.

Hüffel, selbst Medientrainer, begleitete Ende Mai die ersten Wissenschafterinnen zu den ersten beiden Medientrainings, wo die Forscherinnen lernten, sich in Interviewsituationen über alle Mediengattungen hinweg zu behaupten. Jedenfalls scheint es dem Ministerium ein Anliegen zu sein, Wissenschafterinnen "in die erste Reihe zu stellen" wofür sogenannte Visibility-Maßnahmen für Forscherinnen gestartet wurden.
Man folge damit auch der Empfehlung des frauenpolitischen Beirats. Die Medientrainings sind nur ein Teil. Ziel sei es, die Leistung der Wissenschafterinnen sichtbar zu machen, wie Wissenschaftsminister Johannes Hahn betonte. Gemeinsam mit Molekularbiologin Renée Schroeder und Journalistin Anneliese Rohrer stellte er Anfang Mai die sechsmonatige Kampagne für Frauen in der Wissenschaft vor.

Mit Medien arbeiten lernen

Rund 60 Wissenschafterinnen wird in Trainings vermittelt, was eine "Geschichte" ist und wie sich diese verkaufen lässt. Ihnen soll die Scheu vor der Medienöffentlichkeit genommen werden. Denn, so das Kalkül, nur über Medienpräsenz kommt es auch zu mehr Präsenz und Verständnis für Wissenschaft in der Öffentlichkeit.

Neben den Medientrainings wird es Schwerpunktrubriken in Tageszeitungen, Sonderausgaben, Ö1-Schwerpunkte, eine DVD und Filmtage - "Wissenschafterinnen im Film" - geben. Auch auf derStandard.at werden ein- bis zweiminütige Videos zu sehen sein. "Mal sehen, wie es läuft", meint Clemens Hüffel, "vielleicht werden wir das Angebot noch ausweiten." Die Plätze für das Medientraining waren jedenfalls schnell vergriffen. (max/DER STANDARD, Printausgabe 04.06.2008)