Foto: STANDARD/Matthias Cremer

Wien - Ganz so einfach ist die Sache doch nicht. Zumindest in den Augen der Kunsthistorikerin und Loos-Expertin im Wiener Hofmobiliendepot, Eva Ottillinger: Der STANDARD-Artikel, in dem der Wiener Szenegastronom Bernd Schlacher ankündigte, das Café Museum am Wiener Karlsplatz über den Sommer einer generellen Umgestaltung durch das Architektenteam "Eichinger oder Knechtl" unterziehen zu wollen, dürfe "so" nicht hingenommen werden, meint Ottillinger.

Schließlich hatten Schlacher, Maximilian Platzer (der bei Kaffeehausrenovierungen als sensibel bekannte Fachgruppenvorsteher der Wiener Kaffeesieder) und der Architekt Christian Knechtl betont, dass im "Museum" erstens von der Originaleinrichtung des Jugendstilarchitekten Adolf Loos nichts übrig sei und zweitens die vorhandene Inneneinrichtung gerade noch Sperrmüllwert habe.

Vor allem Zweiteres, betont Ottillinger, die 2000 im Hofmobiliendepot eine große Ausstellung über das Café Museum organisiert hatte, stimme nicht: Die derzeit im Kaffeehaus stehenden Tische, Sofas und Sessel stammen nämlich von Josef Zotti. Und der sei nicht nur ein Schüler Joseph Hofmanns (Wiener Werkstätten), sondern auch ein berühmter Designer seiner Zeit gewesen.

Kein "Zentralfriedhof"

Überdies sei das Café Museum "das letzte Wiener Kaffeehaus im Stil der 30er-Jahre", erklärt Ottillinger. Das Inventar des vorletzten Wiener Lokals aus jener Zeit, des Café Arabia am Kohlmarkt, stehe bereits bei ihr im Depot: "Ich halte nichts davon, dass das Hofimobiliendepot zum Zentralfriedhof des Wiener Designs wird." Viel mehr hoffe sie, dass sich der Besitzer des Cafés (ein bekannter Kinderchirurg) und der - noch nicht feststehende - neue Betreiber (Schlacher) noch dazu durchringen können, eine Sanierung der historischen Sub-stanz ins Auge zu fassen.

Schon im Herbst des Jahres 2002 hätten Hofmobiliendepot, Denkmalschützer und der Wiener Altstadterhaltungsfonds ein diesbezügliches Schreiben abgeschickt: "Bisher haben wir aber keine Antwort bekommen."

Das zu erwartende Argument, eine - zumindest teilweise - Sanierung der Zotti-Möbel wäre zu teuer, will man deshalb auch im Altstadterhaltungsfonds der Stadt Wien so nicht gelten lassen: Die Stadt, sagt die Fonds-Kunsthistorikerin Maria Kepplinger, wäre nämlich bereit, die Restaurierung finanziell zu unterstützten. Über das Ausmaß könne man erst reden, "wenn wir uns das alle gemeinsam einmal angesehen haben. Eine Begehung wäre daher dringend erwünscht."

Eine sinnvolle Neugestaltung des Lokals verbieten wolle niemand: "Zotti hat ja auch intensiv umgebaut. Man sollte also zeitgemäße Elemente in das Traditionelle einbeziehen." Verbieten, weiß Kepplinger, kann sie allerdings niemandem irgendetwas: Das Lokal steht nicht unter Denkmalschutz. "Ich glaube zwar nicht, dass man das tun wird, aber es wäre sehr wohl möglich, uns vor vollendete Tatsachen zu stellen." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD, Printausgabe, 10.2.2003)