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Foto: APA/ dpa/ Ferdinand Ostrop

Wien - Herr Weiss kennt sie alle - die 197 Wiener Uhren im öffentlichen Raum. Selbst wenn er sie noch nicht alle von innen gesehen hat, er weiß genau unter welcher Adresse sie den Stadtbewohnern die Stunde schlagen.

Uhr am Friedrich- Engels-Platz

Etwa jene Uhr am Friedrich- Engels-Platz: Weithin sichtbar ist sie mit dem Ziffernblatt von 3,5 Metern Durchmesser. Sie ist "eine der wenigen Uhren, die leicht zu erreichen ist". Also mit dem Lift hinauf in den Turm des Gemeindebaus, über Steigleiter und Dachluke ins Freie, quer übers Dach - in der Turmspitze steht das elektronisch-mechanische Herz der Uhr.

"Standardmodell Würfeluhr"

Regelmäßig klappert Michael Weiss die Uhren im öffentlichen Raum ab. Kleinere Reparaturen macht er gleich selbst, für größere werden Fachbetriebe beauftragt. Die MA 33 (Öffentliche Beleuchtung und Uhren) kümmert sich um sämtliche Zeitanzeiger. Dazu gehören jene auf Kirchtürmen, Amtshäusern, offentlichen Plätzen. Auf stark frequentierten Plätzen wie dem Schwarzenbergplatz ist das "Standardmodell Würfeluhr" auf Masten zu finden, erklärt Abteilungsleiter Nikolaus Thiemann. Diese quadratische Zeitmaschine ist derzeit wegen Bauarbeiten abmontiert. Prompt haben Bürger angerufen, wo denn die Uhr sei, berichtet Thiemann von der scheinbar unauffälliger Stadtmöblage, die jeder benützt, aber sie erst wahrnimmt, wenn sie nicht mehr an ihrem Platz ist.

Neue Uhrenmodelle im MA 33 Test

Im Keller der MA 33 werden neue Uhrenmodelle getestet. Nachdem das zur Jahrtausendwende vorgestellte Modell "Millennium" sich im Test als wenig vorteilhaft erwiesen hat, will Thiemann heuer einen neuen Uhrenkatalog erstellen. Einige neue Designs gib es schon. Welche Modelle künftig auf Masten oder Türmen ticken werden ist noch offen. Die Bezirke müssen mit rund 7000 Euro pro Stück rechnen, sie sollen zwischen klassischen und modernen Designs wählen können. Jede Uhr wird funktechnisch gesteuert, so ist auch die Umstellung von Winter- auf Sommerzeit kaum mit Arbeit verbunden.

Lieblingsuhr

Uhrenmeister Weiss ist das Design egal. Er hat keine Lieblingsuhr. Eine Beziehung zu jeder einzelnen aber schon, "wenn man mal weiß, warum eine jetzt hin war". Er wird also noch ein paar Uhren mehr kennenlernen - und seine Reise ins Herz der Wiener Zeit fortsetzen. (Andrea Waldbrunner, DER STANDARD Printausgabe 8/9.2.2003)