Holzschnitt von Julius Schnoor von Carolsfeld (1794-1872): Prophet Jeremias klagt über den Untergang.
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Bereits zum sechsten Mal begeht Graz Ostern musikalisch mit dem Festival Psalm. Heuer kreisen die insgesamt neun Konzerte thematisch um starke Frauenfiguren aus allen Weltreligionen.

Am Palmsonntag eröffnet wird mit der Bordesholmer Marienklage, einem anonymen meditativen Passionsspiel aus dem 15. Jahrhundert, dargeboten vom Ensemble Ars Choralis Coeln. Der dreiteilige Zyklus "Tenebrae", die alte Form der Karmette, die in den drei Nächten der Karwoche vor der Osternacht in der Dunkelheit gefeiert wurde, widmet sich jeweils Lamentationen des Barockkomponisten Joseph-Hector Fiocco.

Mit Rotraud A. Perner, Pauline Riesel-Soumaré und Lea Rosh widmen sich drei starke Frauen von heute lesend den Klagetexten; als Solisten agieren unter anderem Veronika Winter (Sopran) und Rudolf Leopold (Cello). Eine interkulturelle Begegnung der besonderen Art verspricht Mevlud, ein Projekt des Ensemble Sarband unter der Leitung von Vladimir Ivanoff und des bosnischen Autors Dzevad Karahasan. Sie erinnern damit nicht nur an die Geburtsgeschichte des Propheten, sondern setzen sie in Beziehung mit den Legenden antiker und christlicher Heilsgestalten. In den Mittelpunkt seines Konzertes unter seinem Chefdirigenten Andrés Orozco-Estrada stellt recreation - Großes Orchester Graz Pergolesis Stabat Mater in der Übertragung von Sebastian Bach.

Das sinnliche Finale gestalten Jordi Savall, Montserrat Figueras und ihr Ensemble Hespèrion XXI mit ihrem Projekt Lux Feminae, einer Hommage an alle starken Frauen von der antiken Mythologie bis herauf ins Zeitalter der weiblichen Troubadours. (sta/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 15./16.3. 2008)