Bregenz - Der Gleichstellung von Frauen und Männern will man sich in der Landesverwaltung "in kleinen Schritten" (Frauenlandesrätin Greti Schmid) nähern. Im letzten Frühling fiel der Regierungsbeschluss, nun beginnt die Umsetzung. Als Strategie wählte man "Gender Mainstreaming".

Der englische Begriff umschreibt einen Prozess, der, von der Führungsetage ("Top down") ausgelöst, geschlechterbezogene Sichtweisen auf allen Ebenen zur Selbstverständlichkeit macht. "Die Bedürfnisse beider Geschlechter sollen in allen Politik-, Geschäfts- und Lebensbereichen fair und nachhaltig berücksichtigt werden", umreißt die Zürcher Gender-Expertin Zita Küng das Ziel.

Verantwortung in den Spitzen der Gesellschaft

Die Juristin wurde von der Landesregierung eingeladen, um den leitenden BeamtInnen zu erklären, "wie Gender in den Mainstream kommt". Ungleichheiten zu beseitigen sei gar nicht so schwer, meinte Küng, wenn man erst einmal erkannt habe, "dass die Verantwortung für die Zustände bei den Spitzen der Gesellschaft liegt". Die Chancengleichheit zu beschwören genüge nicht. Küng: "Der Rhetorik müssen Taten folgen."

Im Landhaus ist dafür ein "Begleitteam" aus Landesrätin, sechs Abteilungsvorständen und einer Abteilungsleiterin zuständig. In der ersten Phase gehe es, so Frauenreferentin Monika Lindermayr, um "Bewusstseinsbildung".

Frauenförderungsmaßnahmen nicht ersetzbar

Ein Leitfaden für Führungskräfte soll aufzeigen, wie man Ungleichbehandlungen erkennt und auch die Bereitschaft zur Veränderung verbessert. Lindermayr stellt aber klar: "Gender Mainstreaming ist eine zusätzliche Handlungsstrategie, Frauenförderungsmaßnahmen kann sie nicht ersetzen."

In der Landesverwaltung sind 69 der 422 Führungs- und ExpertInnenpositionen von Frauen besetzt. Der Plan, eine Frauenbeauftragte einzusetzen, scheiterte, weil der Posten nur intern ausgeschrieben wurde. Statt einer Frauenbeauftragten gibt es nun den "Family Point", eine Servicestelle für Kinderbetreuung. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.2. 2003)