Wien - "ÖFB-Präsident Beppo Mauhart hat gesagt, dass ich das machen muss. Es war ja niemand da." Wenn Ernst Weber, Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, Abteilung Fußball, in aller ihm eigenen Ehrlichkeit aus der Vergangenheit erzählt, wird schon verständlich, warum Österreich, was die Zahl der kickenden Frauen anbelangt, der Entwicklung ziemlich hinterherhinkt.

Nahezu 600.000 Menschen geben sich hierzulande der organisierten Ballesterei hin. Davon sind 1,15 Prozent Frauen. In Deutschland, dem Land der Weltmeisterinnen, sind es zehn Prozent, EURO-Partner Schweiz kommt auf 7,2 Prozent, in den USA sind es gar 40 Prozent.

Breite für Spitze

"Wir haben akuten Aufholbedarf", sagt Sportstaatssekretär Reinhold Lopatka angesichts der Statistik. Und Weber, der sich in den neun Jahren, die seit der Präsidenten-Weisung vergangen sind, zu einem rastlosen Verfechter des Frauen-Fußballs entwickelt hat, stimmt aus vollem Herzen zu. Schließlich braucht er die Basis, um weiter erfolgreich mit dem A-Nationalteam den Weg durch die Instanzen gehen zu können. "Wir können Mannschaften wie Deutschland, Norwegen, Holland oder Frankreich zwar wohl nie schlagen, aber wir können uns weiter verbessern, wenn das Potenzial, aus dem wir schöpfen, größer wird", sagt der 49-Jährige.

Webers Mannschaft zählt seit 2004 zu den Top 25 in Europa, in der Weltrangliste reicht das zu Platz 42. Und weil Vergleich zuweilen durchaus hinken dürfen - die Herren des ÖFB sind weltweit die Nummer 84, in Europa reicht das zu Platz 40.

Der österreichische Fußball-Bund ist derzeit am Aufbau einer U17-Mannschaft dran und bemüht sich um die Einrichtung eines "nationalen Frauenzentrums", in dem Mädchen neben der fußballerischen auch ihre schulische Ausbildung verfolgen können. "Wir brauchen die Schulen", sagt Weber. "Wir brauchen eine Schülerliga für Mädchen", sagt Lopatka, der dafür wiederum die Unterstützung der zuständigen Ministerinnen braucht. Schon 2008/09 soll die Schülerinnen-Liga starten. Das wird insofern schwierig, als zumindest sechs Bundesländer teilnehmen müssen, die Voraussetzungen (Schulmannschaften) derzeit aber nur in Wien, Niederösterreich, dem Burgenland und der Steiermark gegeben sind. Am Tag vor dem internationalen Frauentag wollte Lopatka das aber nicht so eng sehen. (lü, DER STANDARD, Print, 8./9.3.2008)