Warschau - Der frühere polnische Vize-Regierungschef Andrzej Lepper ist wegen sexueller Nötigung angeklagt worden. Der 53-Jährige soll Angestellte seiner populistischen Partei Samoobrona (Selbstverteidigung) zu sexuellen Handlungen genötigt haben, wie die Staatsanwaltschaft in Lodz am Freitag mitteilte. Lepper droht nun eine Gefängnisstrafe von bis zu acht Jahren. Mit ihm angeklagt ist sein Mitarbeiter Stanislaw Lyzwinski, dem wegen sexueller Nötigung und Vergewaltigung bis zu zehn Jahre Haft drohen.

Die mutmaßlichen Straftaten der beiden Politiker waren im Dezember 2006 aufgeflogen, als eine 33-jährige Frau sie der sexuellen Nötigung beschuldigte. Lepper und Lyzwinski sollen ihr eine Stelle bei der Samoobrona angeboten und dafür als Gegenleistung Sex verlangt haben. Der Skandal hatte zu einem Absturz der Umfragewerte der Samoobrona beigetragen und zum Auseinanderbrechen der Regierungskoalition unter dem rechtskonservativen Ministerpräsidenten Jaroslaw Kaczynski (Recht und Gerechtigkeit/PiS).

Infolgedessen wurden für Oktober 2007 vorgezogene Neuwahlen in Polen ausgeschrieben, bei denen die rechtsliberale Oppositionspartei Bürgerplattform des jetzigen Regierungschefs Donald Tusk gewann. Leppers Samoobrona verfehlte mit 1,53 Prozent den Einzug ins Parlament. Lepper war auch Landwirtschaftsminister. (APA/AFP)