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Man kriegt den Mann aus der Opposition,

aber niemals die Opposition aus dem Mann. Der liebe Onkel Herbert Haupt, zu Gast in der "ZiB 2" bei Ingrid Thurnher! Durch das nicht enden wollende Sondierungsepos nach wie vor in Ministeramt und -würden, pflegt er dennoch eine TV-Rhetorik, die alle Ingredienzien einer angriffslustigen Machtlosigkeit zwischen "Verwirren durch Verworrenheit" und Ablenkung von eigenen Problemchen durch Attacken auf anders gefärbte politische Mitbewerber aufweist.

Foto: APA/Schneider

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Es kann natürlich auch sein,

dass ihm die Vorkomnisse in der eigenen zankenden Politfamilie einfach peinlich sind. Ein Mix aus erkalteter Liebe im eigenen Haus und der erschlafften Zuneigung des ehemaligen politischen Mitbewohners - auch das kann einen schon etwas taub und zum Genie der bewussten Themenverfehlung machen. Nach Haupt sind Fragen ja vor allem dazu da, um einem Zeit zu geben, Luft zu holen. Wobei wir das Gefühl hatten, dass er eine Technik entwickelt hat, auch diesen an sich lebenswichtigen Vorgang zu umgehen, um nicht kostbare Sendezeit zu verschwenden.

Foto: Reuters/Leonhard Foeger

Mag sein.

Wir wissen es nicht. Wir machen uns einfach im Sinne des Staatswohls Sorgen, dass Interviews im ORF langsam zu Polit-Belangsendungen mit hilflos teilnehmender journalistischer Beobachtung mutieren. Auch bisher war der ORF kein Musterbetrieb der harten Interviewtechnik. Insofern hatte dieses telegene Journalismusbegräbnis erster Klasse auch die Aura einer (zeit)gerechten Strafe. (tos/DER STANDARD, Printausgabe, 6.2.2003)

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