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Langes Gesicht bei Andreas Schifferer ...

Foto: APA/ Techt

... unterdrückte Freude bei den startberechtigten Kollegen Hermann Maier (li.) und Fritz Strobl.

St. Moritz - Die mit Spannung erwartete Entscheidung ist gefallen, Österreichs Herren-Abfahrts-Team für die WM-Abfahrt am Samstag in St. Moritz steht fest. Hermann Maier und Fritz Strobl erhalten die letzten beiden Tickets für die Königsdisziplin und werden gemeinsam mit Titelverteidiger Hannes Trinkl, Stephan Eberharter sowie Michael Walchhofer das ÖSV-Quintett bilden. Andreas Schifferer und Klaus Kröll bleiben auf der Strecke.

Entscheidung am "Grünen Tisch"

Eigentlich wäre für Mittwoch eine Qualifikation "zwei aus vier" geplant gewesen, auf Grund der Absage des Dienstag-Trainings geriet der Plan der Österreicher jedoch gehörig durcheinander. Um einer Qualifikation im Freitag-Training, das für die Startnummern im Rennen ausschlaggebend ist, zu entgehen, trafen Alpinchef Hans Pum und Herren-Chef Toni Giger eine Entscheidung am "Grünen Tisch". Giger begründete die Aufstellung von Maier mit der stark aufsteigenden Form des Salzburgers, die von Olympiasieger Strobl mit den gegenüber Schifferer und Kröll besseren Weltcup-Platzierungen in dieser Saison.

"Nicht leicht gemacht"

"Es wird keinen Wettkampf vor dem Wettkampf geben, wir wollen uns nicht am Freitag mit der Qualifikation intern aufreiben", erklärte Giger am Mittwochabend. "Wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht", sagte Pum, dem "eine sportliche Entscheidung am Liebsten gewesen wäre." Dazu kam es nun nicht, was Pum auch so begründete: "Ein Rennen vor dem Rennen hat sich schon des Öfteren als schlecht erwiesen. Obendrein können die Beteiligten nicht mehr Material oder die beste Linie testen und dann auch nicht bezüglich Startnummer taktieren."

Dass Hermann Maier sein Superstar-Bonus zu Gute gekommen ist, wies Giger, der einige schlaflose Nächte hinter sich hat, entschieden zurück: "Hermann musste sich in Kitzbühel qualifizieren und hat seine Form hier mit der Silbermedaille im Super-G eindrucksvoll bestätigt", so Giger. Auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel begrüßte die Entscheidung, vor allem die für Maier: "Maier darf keinen Nachteil haben, nur weil er Maier heißt."

"Aufstellung gerechtfertigt"

Maier und Strobl wollten ihre Freude über ihre Nominierung nicht so wirklich zeigen. "Man fühlt sich jetzt nicht unbedingt als Sieger, denn gleichzeitig gibt es auch zwei Verlierer", meinte Maier, fügte aber hinzu: "Jetzt müssen wir das Beste für Österreich geben und das werden wir auch machen." Dass der "Herminator" nun ganz besonders unter Erfolgsdruck steht, ist ihm gleichgültig. "Ich stehe immer unter Medaillenzwang", weiß Maier, der überzeugt ist, dass seine Aufstellung gerechtfertigt ist.

Alltags-Geschichten

Der Salzburger holte auch noch einmal weiter aus und verwies u.a. auf seine Verletzung. "Wenn ich mich nicht verletzt hätte, wäre Kröll nicht zum Zug gekommen und wenn sich Christian Greber nicht verletzt hätte, dann hätte Schifferer keinen Platz gehabt", beschrieb Maier den Alltag im besten Team der Welt.

Konzentration aufs Skifahren

Selbst Olympiasieger Strobl hatte um seinen Startplatz bangen müssen, auch bei ihm kam keine Jubelstimmung auf. "Es tut mir wirklich für die beiden leid, dass sie nicht zeigen können, was sie drauf haben." Aber auch der Kärntner weiß um die Vorteile der frühen Entscheidung, denn damit ist am Freitag im Abschlusstraining das Suchen der Ideallinie sowie das Taktieren um eine gute Startnummer möglich. Strobl: "Jetzt können wir uns aufs Skifahren konzentrieren."

Giger hatte im Vorfeld der Aufstellung von einer Entscheidung, die eigentlich nicht getroffen werden kann, gesprochen. Nun wurde sie getroffen und die beiden großen Verlierer heißen Andreas Schifferer (Dritter in Val d'Isere) und Klaus Kröll (Zweiter in Val d'Isere). "Für beide ist das natürlich eine riesengroße Enttäuschung, sie haben aber das Ergebnis der Diskussionen akzeptiert", erklärte Giger, dessen Ärger der für Österreich so ungünstigen Vierer-Regel bei Weltmeisterschaften gilt: "Man muss sich in Zukunft überlegen, was man gegen diese verflixte Regel machen kann."

Schifferer wütend

Schifferer reagierte frustriert. "Das ist der bitterste Moment meiner Karriere, für den ich nichts kann", sagte der Salzburger, der die Entscheidung schon gegen Mittag geahnt, sich aber trotzdem noch auf eine mögliche Qualifikation eingestellt hatte. Er werde die Saison zwar noch fertig fahren, dann aber überlegen, "wie groß meine Wut noch ist, welchen Platz ich im ÖSV-Team habe und ob ich überhaupt noch Lust auf's Skifahren habe."

Zur Entscheidung meinte Schifferer: "Meine Wut richtet sich gegen den Verband, denn dort ist eine Maier-Lobby erkennbar. Klar ist, wenn der Präsident einen Läufer vertritt, dann trachtet er auch danach, dass der fährt und nicht ein anderer."

"Material-politische" Entscheidung gegen Kröll

Klaus Kröll tauchte vorerst einmal unter, dafür nahm aber Head-Rennsportleiter und Ex-ÖSV-Coach Dieter Bartsch (Kröll fährt Head) zur ÖSV-Entscheidung Stellung und ortete eine "material-politische" Entscheidung: "Das scheint schon vorher entschieden worden zu sein. Wir haben offenbar die falsche Farbe der Skier." (APA)