Jakarta - Knapp vier Monate nach dem Bombenanschlag auf der indonesischen Ferieninsel Bali ist im Hauptquartier der Polizei von Jakarta ein Sprengsatz explodiert. Die Explosion sei zwar nur ein "kleiner Zwischenfall", habe aber eine "enorme politische Bedeutung", sagte Polizeichef Da'i Bachtiar am Montag vor einem Abgeordnetenausschuss in der Hauptstadt. Polizeisprecher Edward Aritonang sprach von einer "Schwäche im Sicherheitssystem". Bei der Detonation wurde nach Angaben der Polizei niemand verletzt. Am Vorabend hatte die Polizei einen Anführer der islamistischen Gruppe Jemaah Islamiyah (JI) festgenommen, der Anschläge mit entführten Flugzeugen geplant haben soll.

Angst vor neuen Anschlägen in Indonesien wächst

Der neuerliche Anschlag habe in der Bevölkerung "Unbehagen" ausgelöst und die Angst vor weiteren Attentaten ansteigen lassen, sagte Bachtiar. Er sei sicher, dass die Bombenexplosion mit einer "politischen Botschaft" verbunden sei. Der Polizeichef wollte nicht ausschließen, dass der Sprengsatz mit den Ermittlungen auf Bali zu tun habe. Bei dem Terroranschlag auf der Ferieninsel waren mehr als 190 Menschen getötet worden. Zu der Tat bekannte sich zunächst niemand.

Polizeisprecher Aritonang hielt es für möglich, dass der Bombenanschlag mit der Verhaftung des mutmaßlichen JI-Anführers Abu Bakar Bashir im Oktober in Verbindung stehe. Es würden "alle Möglichkeiten" in Erwägung gezogen, sagte der Sprecher. Bashir wird unter anderem für eine Reihe von Anschlägen auf indonesische Kirchen im Jahr 2000 verantwortlich gemacht. Seine Organisation soll auch den Anschlag auf Bali mit über 190 Toten im Auftrag und mit Hilfe des Terror-Netzwerkes El Kaida ausgeführt haben.

Indonesische Experten für Spurensicherung sammelten am Tatort Beweise. Die Wucht der Explosion vor einer Veranstaltungshalle hatte mehrere Scheiben zerdrückt und ein großes Loch in die Decke des Eingangsbereichs gerissen. Der Sprengsatz beschädigte nach Behördenangaben weiters zwei Autos sowie ein benachbartes Gebäude. Menschen wurden nicht verletzt. Der Sprengsatz vor der Polizeizentrale war in einer schwarzen Tasche deponiert. Die mit einem Zeitzünder versehene Bombe explodierte, bevor sie entschärft werden konnte. Polizeisprecher Erwin Mappaseng schloss aber einen direkten Zusammenhang mit den Anschlägen auf der Ferieninsel aus. Bis zum Nachmittag verhörte die Polizei vier Menschen, die jedoch nicht als verdächtig galten.

Islamist aus Singapur gefasst

Der auf der indonesischen Insel Bintan gefasste Mas Slamet bin Kastari sei der Chef der Jemaah Islamiyah in Singapur, hieß es. Der Staatsbürger von Singapur soll an einem Plan beteiligt gewesen sein, ein Flugzeug von Bangkok nach Singapur zu entführen. Unklar blieb zunächst, ob Slamet auch eine Rolle bei den Bali-Anschlägen spielte. Der Mann sei mit gefälschten Papieren in dem Gebiet unterwegs gewesen, sagte der Ermittlungsleiter.

Die indonesischen Behörden haben erst kürzlich die Jemaah Islamiyah für die Anschläge auf Bali im vergangenen Oktober verantwortlich gemacht. Im Zusammenhang mit dem Attentat wurden inzwischen mindestens 25 Verdächtige festgenommen. Die Islamistenorganisation soll außerdem Verbindungen zum Terrornetzwerk El Kaida haben. (APA/dpa)