Wien - Der Eingriff sei "unwiderruflich", die betroffenen Frauen seien danach gesundheitlich geschwächt und "meist schwer traumatisiert". "Wir müssen alles daran setzen, um die weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation, kurz FGM) zu verhindern", sagte Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) anlässlich des am 6. Februar begangenen Internationalen Tags gegen FGM.

Als mögliche Präventionsmaßnahme schlugen sie und die Sprecherin der heimischen Plattform stopFGM, Nationalratsabgeordnete Petra Bayr (SPÖ), gezielte Untersuchungen von Mädchen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes vor. Auch Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky (ÖVP) habe in einem Schreiben angekündigt, eine solche Neuerung prüfen zu lassen. Doch im Büro der Ministerin drückte man sich am Dienstag auf Standard-Anfrage hin sehr vorsichtig aus: Der Oberste Sanitätsrat sei "noch am Erwägen", im Laufe des Jahres 2008 werde man hier "eine Lösung finden".

Rund 6000 Betroffene

Doch die in Teilen Afrikas und Asiens praktizierte "Frauenbeschneidung", im Zuge derer die Klitoris und manchmal auch die gesamten weiblichen Lustorgane weggeschnitten werden, ist aufgrund der Einwanderung mittlerweile auch in Österreich ein Thema. Eine auf einer Untersuchung aus Deutschland basierende Schätzung geht von 6000 betroffenen Frauen in Österreich aus, in Afrika sind es 155 Millionen.

Arnold Pollack, Vorstand der Klinik für Kinderheilkunde am Wiener AKH, kann sich in Österreich aber auch "eine größere Anzahl Betroffener" vorstellen. Das Thema sei in den Familien tabu, es sei "sehr schwer, ins Gespräch zu kommen, ohne abzuschrecken". Gefährlich seien vor allem Heimatbesuche: Hier gelte es, "im Vorfeld aufklärend zu wirken".

Bayr wiederum wollte nicht ausschließen, dass die Prozedur in Einzelfällen hierzulande durchgeführt wird. Immerhin steht FGM als Körperverletzung in Österreich unter Strafe. Mit drastischeren Mitteln geht man in Frankreich dagegen vor: Ein Überwachungssystem, in das auch die Schulärzte und Schulärztinnen eingebunden werden, schreibt die Untersuchung von Mädchen nach Heimaturlauben vor. Über solche "effektive, aber rechtlich nicht unproblematische Maßnahmen" sei man sich bei stopFGM nicht einig, sagte Bayr dazu. (bri, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6. Februar 2008)