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München - Sechzig Jahre nach ihrem Tod ist Medienberichten zufolge ein Briefwechsel der deutschen Widerstandskämpferin Sophie Scholl mit ihrem Verlobten aufgetaucht. Die Schreiben des Offiziers Fritz Hartnagel liefern Schilderungen von Kriegsverbrechen an der Ostfront und geben zugleich Einblicke in die Beziehung des Paares, wie das Nachrichtenmagazin "Focus" und "Spiegel Online" berichten. Demnach hat Sophie Scholl ihrem Verlobten ihr lebensgefährliches Engagement für die studentische Widerstandsorganisation "Weiße Rose" verschwiegen. Zugleich sei sie durch die Briefe Hartnagels genauer über die Vorgänge an der Ostfront informiert gewesen als bisher bekannt.

Die Briefe hätten Sophie Scholl wahrscheinlich in ihrem Widerstand noch bestärkt, sagte der Leiter des Ulmer Dokumentationszentrums zur NS-Arbeit, Silvester Lechner, den Berichten zufolge. Die Schreiben sollen am 22. Februar in dem Dokumentationszentrum öffentlich verlesen werden. Am 22. Februar 1943 wurde Sophie Scholl im Alter von 21 Jahren von den Nazis in München hingerichtet.

Bericht über Erschießung kriegsgefangener Rotarmisten

Hartnagel berichtete seiner Verlobten laut "Spiegel Online" unter anderem von der Erschießung kriegsgefangener Rotarmisten. "Vor einigen Tagen sah ich auf einer Strecke von etwa drei Kilometern fünfzehn bis zwanzig tote Russen neben der Straße liegen, die einige Tage früher noch nicht dalagen, als ich die selbe Strecke fuhr. Es kann sich also nur um Gefangene handeln, die, vor Erschöpfung und Hunger zusammengebrochen, von den Wachmannschaften vollends erschossen wurden", heißt es in einem Schreiben. Über einen Besuch in Stalingrad notierte er: "Es war wohl der erschütterndste Eindruck von Elend und Trostlosigkeit, den ich in diesem Feldzug gewonnen habe." (APA/dpa)