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Foto: EPA

+++ PRO

Florian Holzer

Ostern vor der Ankeruhr am Wiener Hohen Markt, sagen wir mal so vor fünfzehn Jahren: Armeen von blauen Michelin-Männchen und -Weibchen, mit toll viel Gel in den gut frisierten Haaren, mit den gerade voll coolen Sonnenbrillen irgendwo am Kopf untergebracht, mit diesen unheimlich lässigen Mokassins - die Italiener waren da, und zwar alle. Und alle hatten sie diese Jacken, die mit unseren so gar nichts zu tun hatten, wir hatten immer noch so eine Art Anorak, sie hatten Daunenjacken.

Und abgesehen davon, dass man im Laufe der Zeit akzeptieren musste, dass Italiener mehr vom Kaffee kochen, vom Auto-Designen und Liebe-Machen verstehen, war auch die Erkenntnis über die Vorteile der Daunenjacke eine gewissermaßen evolutionäre: Sie ist warm, wenn sie warm sein soll, und man beginnt angenehmer Weise nicht sofort zu fließen, wenn man einen geschlossenen Raum betritt; sie ist leicht, und das, obwohl sie voluminös ist; weil sie voluminös ist und man sie vornehmlich am Oberkörper trägt, kaschiert sie erstens etwaige Konstruktionsmängel desselben und lässt darüber hinaus jeden Hintern knackig, jede Hüfte schmal erscheinen; sie verleiht außerdem einen fröhlichen Outdoor-Appeal, ist also quasi der Geländewagen unter der Oberbekleidung, allerdings ohne Umweltverschmutzung und Verkehrsgefährdung, und - ganz wichtig: Sie hat ein bisschen was von der Tuchent, der man da immer am kalten Morgen grausam entrissen wird, der Schock wird dadurch gemildert, der Tag kann langsam und schonend beginnen. Die Daunenjacke ist gut, es lebe die Daunenjacke

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---CONTRA

Doris Krumpl

Sie wollen sich ja nur die Grenze zur Außenwelt mit einer dicken Entenunterfedernschicht oder gar Kunstdings abdichten, sich einwattieren, diese feigen Herren und Damen mit Daunen-Oberbekleidung. Ehrlicher wäre, sie gingen gleich mit ihrem Schlafsack, die Schlafsäcke, meinetwegen mit Zwei-Wege-Frontzipp, Bändchenstopper, gefinkelter Shell-Konstruktion und Antimaterie-Versorgungskanal. Da wird der Bauschfaktor zum Aufbauschfaktor, sodass man auch mit Größe 36 als quadratisches Kasterl auf zwei Fäden durch die Gegend stakst.

Die ideale Jacke eignet sich bestens für Scheintote: Sie ist so warm, dass "wir sie nicht einmal bei sehr niedrigen Temperaturen für aktive Nutzung empfehlen", heißt es da bei einem besonders heißen Modell, das ein weiteres Geheimnis in sich birgt: "Innen schwarz für schnelleres Trocknen". Daunenjacken haben den gleichen Effekt wie allradbetriebene Geländewagen zum Einkaufen-Fahren für Hausfrauen in plattlebenen ruralen Gebieten. Etwas für richtige Männer halt, die mindestens 12 Survival-Weekends für das Überleben von einigen Wetten-Dass-Samstagen auf wasser- und bierfesten, Tempest-Faser-gestärkten Sofas absolvierten. Bei billigen Modellen tritt, Grundgütiger, der berüchtigte Marshmellow-Effekt ein. Also besser gar nicht reinigen, Paradiese der Tiere! Und achten Sie auf Innen schwarz für schnelleres Trocknen hinter den Ohren. (Der Standard/rondo/30/1/2003)