Klagenfurt/Wien - Sowie die ÖVP beginnt auch die FPÖ das neue Jahr mit einem Vorstoß gegen die Fristenlösung. Ungewollt schwangere Frauen sollen statt einer Abtreibung eine Prämie erhalten, wenn sie ihre Kinder austragen und danach zur Adoption freigeben. Der freiheitliche Gleichbehandlungsbeauftragte und Kärntner Nationalratsabgeordnete Karlheinz Klement erneuerte am Sonntag seine Forderung nach einer Vertragsregelung mit Frauen, die ihr Kind nicht behalten wollen und begrüßte in diesem Zusammenhang die ÖVP-Forderung nach einer stärkeren Beratung abtreibungswilliger Frauen. dieStandard.at hat den Vorschlag Klements bereits im August 2006 mit einer Zitrone bedacht (siehe "Kultur des österreichischen Lebens").

ÖVP-Justizsprecher Heribert Donnerbauer stellte am Freitag zwar die Fristenlösung außer Streit, aber eine intensivere und möglicherweise sogar verpflichtende Beratung für abtreibungswillige Frauen verlangt. Man wolle damit "Mut zu Kindern machen" und jungen Müttern die Angst vor eventuellen Behinderungen ihrer Kinder nehmen, argumentierte Donnerbauer.

Vertragsmöglichkeit

Klement nimmt diese Haltung zum Anlass, um seine Forderung nach einem "Kontrakt fürs Leben", der werdende österreichische Mütter von einer möglichen Abtreibung abhalten und zu einer Adoptionsfreigabe animieren soll, zu erneuern. "Junge schwangere Frauen haben oft nur die Wahl, entweder die Ausbildung, den Beruf und die Karriere aufzugeben oder seelische Probleme infolge einer Abtreibung in Kauf zu nehmen" erläuterte der FPÖ-Politiker. Den werdenden Müttern sollte daher die Möglichkeit geboten werden, einen Vertrag einzugehen, das Kind nicht abzutreiben, sondern gleich nach der Geburt zur Adoption freizugeben.

Österreichischer Adoptionsmarkt

Eine derartige Vorgangsweise würde vielen Frauen Leid ersparen, außerdem gebe es eine große Anzahl an kinderlosen Paaren, die österreichische Kinder adoptieren wollten. "Das wäre ein Beitrag, die österreichische Bevölkerung zu erhalten", meinte Klement. Für das Austragen eines Kindes sollten die Frauen 15.000 Euro erhalten. Klement: "Auf diese Weise schenken wir Tausenden Kindern das Leben, ersparen Frauen großes psychisches Leid, das durch Abtreibungen verursacht wird, und helfen Kinderlosen zu Familienglück." Im "Kontrakt fürs Leben" sollte einer Mutter aber trotzdem die Wahlfreiheit geboten werden, das Kind zu behalten, falls sie sich nach der Geburt doch gegen die Adoption entscheiden sollte.

"Das größte Problem unserer Gesellschaft ist die mit der derzeit katastrophalen Familienpolitik verbundene Umkehrung der Alterspyramide", meinte Klement. Es drohe eine Reihe dramatischer Auswirkungen: Mit der Überalterung einhergehende Probleme in der Gesundheits- und Altersversorgung sowie Pflegebetreuung, die Unfinanzierbarkeit der Sozialsysteme, sinkende Wirtschaftskraft und anderes mehr. Es müsse daher alles unternommen werden, um dem entgegenzuwirken. Klement: "100.000 Kinder jedes Jahr haben keine Chance zu leben, sie werden abgetrieben." Die Fristenlösung habe Österreich schon mehr Menschenleben gekostet als der Zweite Weltkrieg, behauptete der stellvertretende Kärntner FPÖ-Chef.

Grüne: "Blaue Angstfantasien"

Auf wenig Gegenliebe ist der Vorstoß der FPÖ bei den Grünen gestoßen. Frauensprecherin Brigid Weinzinger ortet in den Aussagen des freiheitlichen Gleichbehandlungsbeauftragten Karlheinz Klement "krude blaue Angstfantasien vom Aussterben der österreichischen Bevölkerung".

"Die Vorstellungen, die da zum Ausdruck kommen, nämlich dass Frauen die Aufgabe haben für das Vaterland möglichst viele Kinder zu bekommen, erinnern an düstere vergangene Zeiten", meinte Weinzinger in einer Aussendung. Die Tatsache, dass es immer noch das Selbstbestimmungsrecht der Frau über ihren Körper gebe, sei Klement entweder entgangen oder egal. Weinzinger: "Es ist immer noch die Entscheidung der Frau, wie sie sich im Falle einer ungewollten Schwangerschaft entscheidet und keinesfalls die des Herrn Klement."

Nach den Worten der Grünen Frauensprecherin sei es "eine völlig abstruse Vorstellung, aus dem Kinder-bekommen Kommerz zu machen" und pro ausgetragenem und zur Adoption freigegebenem Kind eine "Prämie" von 15.000 Euro zu bezahlen. Es sei typisch für die FPÖ, wieder einmal am Kern des Problems vorbeizugehen. "Es geht darum, ungewollte Schwangerschaften durch Aufklärung und frei zugängliche Verhütungsmittel zu verhindern. Zudem sollte es für Frauen genauso einfach sein, Kinder und gleichzeitig die Möglichkeit für Ausbildung, Beruf und Karriere zu haben, wie es das für Männer derzeit schon ist", so Weinzinger. (APA)