Klagenfurt/Wien - "Storm" ist der Name eines Nazi-Netzwerkes, das im Jahre 1988 von Ian Stuart Donaldson gegründet worden war. Donaldson ist auch Begründer der rechtsextremen Skinhead-Bewegung "Blood and Honour" (Blut und Ehre), die im September 2000 in Deutschland verboten wurde. Die Parole "Storm" war vor einigen Wochen auf Hauswände in der Kärntner Gemeinde Feistritz/Rosental geschmiert worden. Nach dem Einlangen von Mord- und Sprengstoffanschlags-Drohungen via E-Mail wird befürchtet, dass der Begriff nicht zufällig gewählt worden war.

Ian Stuart Donaldson war Sänger der britischen Band "Screwdriver" und bemühte sich ab Anfang der achtziger Jahre um den Aufbau rechtsextremer Netzwerke in Europa. Mit "Storm" und "Blood and Honour" gelang ihm dies auch, die Organisation veranstaltet Nazirock-Konzerte, gibt ein eigenes Magazin heraus und pflegt Kontakte zu anderen rechtsextremen Gruppierungen. Auch nach dem Tod von Donaldson im Jahre 1993 blieb "Blood and Honour" aktiv, unter anderem auch in Österreich, in der Schweiz und in Ungarn. "Storm" wiederum pflegte engen Kontakt zur schwedischen Terrorgruppe "Vit Ariskt Mostand" ("Weißer Arischer Widerstand)".

In Österreich fasste das Netzwerk Ende der neunziger Jahre Fuß, die "Blood&Honour Division Österreich" verfügt über Aktivisten in Wien, Tirol und Vorarlberg, aber auch in Südtirol. Die Wiener "Blood and Honour"-Gruppe trifft sich im Fritz-Stüber-Heim der "Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik" (AFP) in WIen-Ottakring. In diesem Heim finden laut Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes immer wieder Veranstaltungen statt, bei denen einschlägig bekannte Personen als Referenten auftreten. Auch deutsche "Blood and Honour"-Mitglieder sollen das Wiener Heim bereits aufgesucht haben.

Besonders gut soll das Netzwerk in Vorarlberg funktionieren. Im Dezember vergangenen Jahres wurde eine von "Blood and Honour" angemeldete Skinhead-Demonstration in der Bregenzer Innenstadt verboten. Die Skins organisierten in aller Eile als "Ersatzprogramm" ein illegales Konzert auf dem Gelände einer Firma. Die Informationen über das Konzert wurden via Internet und SMS abgewickelt, die Behörden von der Veranstaltung überrascht.

Für den kommenden Samstag wollte der als ungarischer "Blood and Honour"-Ableger geltende Verein "Vér és Becsület" (Blut und Ehre) einen Neonazi-Aufmarsch auf dem Budaer Burgberg in Budapest organisieren. Die Polizei lehnte die Veranstaltung an, die Stadtverwaltung verhängte ein Veranstaltungsverbot. Bei diesem zuletzt 1999 durchgeführten "Erinnerungstreffen" gedenken die Neonazis eines gescheiterten Ausbruchsversuches der deutsch-ungarischen Truppen am 11. Februar 1945 während der sowjetischen Belagerung von Budapest. (APA)