Etwa 80.000 Opfer forderte der Holocaust auf österreichischem Gebiet. Die Namen der 65.000 getöteten österreichischen Juden wurden im letzten Jahr vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes vollständig erfasst und öffentlich zugänglich gemacht. Ihre Lebensgeschichten ebenso wie die der anderen 15.000 Opfer (Roma und Sinti, Homosexuelle, Behinderte oder ideologisch Verfolgte) verschwanden jedoch zumeist in der endlosen Namensliste. Hier setzt das Projekt "A Letter To The Stars/ Briefe in den Himmel" an.

Foto: www.LetterToTheStars.at

"A Letter To The Stars" ruft die österreichischen Schüler zur Teilnahme am größten schulischen Zeitgeschichte-Projekt auf (Anmeldung hier). Jeder teilnehmende Schüler kann sich aus der Liste der Opfer einen bestimmten Menschen auswählen, um dessen Lebensgeschichte nachzuzeichnen. Biographische Basisdaten erhält er vom Projekt, ebenso Hilfestellung bei der Literatursuche.

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Alles weitere ist dann den Schülern überlassen: Sie können versuchen, die Lebensgeschichte des "adoptierten" Menschen durch Zeitdokumente (Briefe, Zeitungsberichte, ...) nachzuzeichnen, aber auch Interviews mit Hinterbliebenen und anderen Zeitzeugen zu führen. So soll die von den Nationalsozialisten systematisch durchgeführte Entmenschlichung und Degradierung zur Nummer wieder rückgängig gemacht werden: am Ende steht wieder der Mensch.

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Das Projekt mündet am 5. Mai, dem Nationalen Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus, in eine Abschlussveranstaltung am Wiener Heldenplatz. An weißen Luftballons befestigte Briefe der Schüler an die von ihnen "adoptierten" Menschen steigen als Teil eines "Living Memorials" in den Himmel. An der Veranstaltung werden neben Bundespräsident Thomas Klestil, der den Ehrenschutz über das Projekt übernommen hat, unter anderem auch Simon Wiesenthal und Steven Spielberg teilnehmen.

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Initiiert wurde "A Letter To The Stars" von den beiden Journalisten Andreas Kuba und Josef Neumayr, wissenschaftlich beraten vom Ludwig-Boltzmann-Institut für Historische Sozialwissenschaft. Unterstützt wird das Projekt überdies von einem Ehrenkomitee prominenter Persönlichkeiten (darunter der Journalist Alfred Worm und die Historiker Erika Weinzierl und Wolfgang Neugebauer), dem Bildungsministerium und Interessenvertretungen der Opfer wie der Israelitischen Kultusgemeinde. Zu den Projekt-Sponsoren zählen unter anderem die Bank Austria, ÖGB und OMV. (red)

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