Zieht's ihn ins Wasser oder hebt er ab? Alfred Dorfer, Ko-Autor und Hauptdarsteller von Peter Payers elegischem Spielfilm "Ravioli"

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Achtung, schmähfreie Zone: Kabarettist Alfred Dorfer und Regisseur Peter Payer finden im Spielfilm "Ravioli" Arbeitslosigkeit verständlicherweise nicht witzig. Deswegen bebildern sie resignativen Stillstand und treten filmisch manchmal auf der Stelle.

"These, Antithese, Prothese!" Solche Gags, als wie witzig oder bitter man sie auch immer empfinden mag, sind rar in diesem Film. Und Ravioli, die jüngste heimische Kinoproduktion, die auf einem Kabarettprogramm basiert, wird vermutlich ein kleines Problem damit haben, dass Erwartungen des Publikums unterlaufen wurden.

Die Geschichte eines Arbeitslosen, der die Kraft zum Neustart nicht aufbringen kann, wollen Autor/Hauptdarsteller Alfred Dorfer und Regisseur Peter Payer erzählen. Mit sparsamen Rückgriffen auf Dorfers Live-Erfolg heim.at. In knapp 80 Minuten. Mit einem Minimalbudget, größtenteils aus privaten Mitteln. Kurz: Ravioli geht mit einer Strategie der Reduktion durchaus in eine diskutable Richtung - vor allem in Momenten, in denen der Film eine Hilflosigkeit und Fassungslosigkeit freilegt, die sich in den Kabarett- und Comedy-Programmen dieser Tage mit so genannten Spaßwuchteln quasi immer wieder selbst betäubt. Hier dagegen: nahezu schmähfreie Zone.

Im Beharren auf dieser Verweigerungshaltung und mit der Haltung, dass Arbeitslosigkeit heute echt nicht witzig ist, verfallen Dorfer und Payer aber auch in ein gewisses Pathos. Gleichzeitig flüchten sie angesichts der Tatsache, dass für viele nichts mehr geht, mit dem Helden allzu oft in regressive Fantasien: Da wird eine Kindheit in den 70ern zum farbkräftigen Super-8-Einschub, man träumt sich als zweiter Mel Gibson in Braveheart oder durchwandert ein skurriles Pandämonium im Vorzimmer zum Wahnsinn - und dabei bleibt filmisch und argumentativ der Realzustand auf der Strecke.

Es ist halt, wie es ist. Und manchmal ist es doch nur eine (von Pointen befreite) Kleinkunstnummer, etwa wenn der Protagonist irgendwann mit der Karikatur künstlicher Vorderzähne sein Auslangen finden muss. Und keine Witze mehr zu erzählen - das heißt doch noch lange nicht, dass man tatsächlich ernst zu nehmen wäre. Insofern markiert Ravioli erst die Suche nach einer anderen Haltung, verliert sie aber manchmal zwischen handwerklichen Bemühungen aus den Augen.

So bleibt am Ende immerhin die Ahnung, dass die von ORF und anderen Quotenjägern in diesem Land verordneten Erzählschemata auch bei den erfolgreichen Akteuren ein heftiges Unwohlsein auslösen. Dass man sich langsam von den sicheren Erfolgsrezepten löst. Und Alfred Dorfer etwa sollte sich jetzt nach Partnern umsehen, die ihm helfen, weiter über den eigenen Schatten zu springen und sich selbst nachher nicht im Weg zu stehen. (DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.1.2003)