Foto: Paramount Pictures Corporation
Die Star Trek -Kinofilme waren von jeher nur ein Nebenprodukt der Fernsehserie(n). Man konnte sie sich ansehen und dabei in stille Nostalgie verfallen, oder man konnte in bewährten Händen beliebten Protagonisten einfach beim Altern zusehen, wozu auch gehörte, dass diese Helden sich mit der Zeit immer schlechter in ihr Erzählumfeld wie in ihre Uniformen fügen wollten.

Aber gerade diese leichte Deplatziertheit und Unzeitgemäßheit war auch irgendwie reizvoll. Wenn sich in Star Trek: Nemesis nun Commander Riker (Jonathan Frakes) und seine zukünftige Ehefrau bei Kerzenlicht anschicken, umständlich leidenschaftlich Liebe zu machen, dann ahnt man schon, dass der Versuch, aus solchen Szenen erzählerisches Kapital zu schlagen, endgültig nur mehr unfreiwillige Komik produziert.

Zeit der Ablöse?

Die alte Enterprise-Besatzung hat sich bekanntlich verabschiedet, und ihre von Kirk & Co noch persönlich als Nachfolger legitimierte Ablöse rund um den distinguierten Captain Jean-Luc Picard (Patrick Stewart), der ein wenig alteuropäische Lebensart in die Weiten des Weltalls brachte, geht, so scheint es, nun auch der Versetzung an Einsatzorte fern der Leinwand entgegen.

Captain Picard, eigentlich unterwegs zur Hochzeit von Commander Riker, wird samt Raumschiff zu den Romulanern umgeleitet. Und dort begegnet er einem hageren jungen Mann, der sein dunkles, enges Lederoutfit trägt wie einen Panzer und Picard eröffnet, dass er dessen genetisches Double ist. Ein Klon mit einem Kindheitstrauma, der in weiterer Folge für die Bestätigung der Allerweltsthese herhalten muss, dass unterschiedliche äußere Faktoren auf dasselbe Ausgangsmaterial, den genetischen Rohstoff also, jeweils auch ganz unterschiedlich wirken.

Im Unterschied zu Captain Kirk, der seinem Double einst auch täuschend ähnlich sah, muss Picard hier allerdings eher einen Vater-Sohn-Konflikt ausagieren. Gewissermaßen als Kommentarebene dazu wird überdies die wahrhaft menschliche Größe des freundlichen Androiden Data (Brent Spiner) herangezogen.

Die Frage nach (menschlicher) Identität zwischen "natürlichem" und "künstlich geschaffenem" Leben hätte früher genug Stoff geliefert für Spockschen Skeptizismus.

Man hätte sie vielleicht auch zum Anlass nehmen können, um die Frage nach den kommenden Generationen an Raumschiffbesatzungen gewitzt voranzutreiben. Hier wird diese Chance jedoch ebenso vergeigt, wie auch der Rest des Films völlig belanglos vorüberzieht. Auch nur annähernd so Spektakuläres, wie es früher die außerirdischen Borg-Wesenseinheiten waren, hat Star Trek: Nemesis , den Stuart Baird inszeniert hat, nicht zu bieten. (DER STANDARD, Printausgabe, 18./19.1.2003)