St. Regis Grand

Der Butler steht zur Verfügung. 24 Stunden am Tag. Mit steifem Rückgrat und dezentem Lächeln steht er an der Eingangstür der Royal Suite. Und wartet. Vielleicht hat der Gast heute ja einen besonderen Wunsch. Vielleicht auch nur wieder das Übliche: die Hemden in die Reinigung bringen, Opernkarten besorgen oder die Koffer packen.

"Ich bin schlichtweg für alles zuständig", sagt der Butler in Roms wohl luxuriösestem Hotel, dem Grand Hotel, das seit der 35-Millionen-Dollar-Renovierung und neuer Übernahme vor drei Jahren "The St. Regis Grand" heißt. Mietet man eine der zwei Superlativ-Suiten der noblen Herberge, ist der Butlerservice inkludiert. Sowohl in dem von Roms Nobeljuwelier Bulgari eingerichtetem Apartment als auch in der Royal Suite.

Die professionelle Hilfestellung wird man brauchen. Etwa um ganz profan den Weg ins Schlafzimmer zu finden. Im Falle der Royal Suite muss man dafür die richtigen Abzweigungen im 350 Quadratmeter großen Komplex erwischen. Sonst landet man irgendwann im Belle Epoque Esszimmer. Oder vielleicht sogar im dazugehörigen Weinkeller. Hält man sich dagegen von der in Rot und Gold funkelnden Eingangshalle aus nach links, wird man sein Ziel erreichen. Außer - auch das ist durchaus möglich - man verirrt sich in eines der marmornen Badezimmer.

"In unserem Hotel ist der Gast König." Diesen - in jedem Bahnhofshotel dieser Welt heruntergebeteten Spruch - sollte man im römischen Grand Hotel besonders Ernst nehmen. In dem 1894 von César Ritz erbauten Hotel trifft er nicht selten im wahrsten Sinne des Wortes zu. König Umberto war hier, Fürst Rainier war hier. Tolstoj, Zola, die Callas. Listet der Manager des Hotels die Namen der erlauchten Gäste auf, ist er nicht mehr so leicht zu stoppen. Wer in letzter Zeit in der Royal Suite übernachtete, will der gute Mann dagegen nicht verraten.

Nicht umsonst gibt es etwa auch einen Diplomateneingang. Ihn benützen jene Gäste, die in der imposanten Lobby des Hotels nicht gesehen werden wollen. Später wird der Butler allerdings den Namen "Putin" flüstern. Und dabei leicht die Augenbrauen in die Höhe ziehen. In der Bulgari-Suite verkehren dagegen mit Vorliebe Pop- und Filmgrößen: "Die Royal-Suite ist diesen Gästen meist zu staatsmännisch. Und mit ihren knapp 10.000 Euro pro Nacht oft einfach auch zu teuer." Hier dominieren Platin und Gold, Bulgaris Edelgeschmeide. An den Wänden hängen Leihgaben aus der Sammlung des Juweliers. Ein Fiorentino über dem Bett, mehrere Bartolinis im Wohnzimmer. Obwohl irgendwie alles mit Möbeln vollgestopft ist, wirken die Zimmer leicht, hell und durchlässig.

Genauso wie jene einige Straßen weiter in der gerade erst eröffneten Suite Villa La Cupola im Hotel Excelsior in der Via Veneto. Hier werden sogar noch die Superlative der Suiten des Grand Hotels übertroffen: Die Villa La Cupola ist nach eigenen Angaben die größte, die schönste und wohl auch eine der teuersten Suiten Europas. Auf bis zu 1100 Quadratmetern regiert hier auf zwei Etagen der Hedonismus. Im Salon parliert man unter einer beinahe sechs Meter hohen Kuppel, von dem mit Delfinen garnierten Whirlpool aus streift der Blick über die Dächer von Rom.

Vorbilder für das Design dieser Suite waren Roms Paläste und Villen, vor allem die Palazzi Farnese, Borghese und Massimo. "Wir haben uns an der späten Renaissance, dem Barock und der Neoklassik orientiert," erklärt der Designer der Suite. Ein weites Feld, das auch in leichten Stilbrüchen zum Ausdruck kommt. Doch Hauptsache, der Luxus stimmt. Dem Besucher verschlägt erst einmal die Opulenz des Appartements den Atem. Und daraufhin der Preis: 12.500 Euro muss man für eine Übernachtung in dieser Suite berappen.

Der Butler ist in diesem Preis gnädigerweise schon enthalten. Genauso wie die übrigen Sperenzchen: Sieht man sich irgendwann an den allgegenwärtigen Glaslustern, dem vielen Marmor, den Edelhölzer und den (pseudo)-antiken Mosaiken satt, dann kann man immer noch ins eigene Fitnessstudio. Sodann in die Sauna oder bei Bedarf in die Dampfkammer. Und anschließend ins eigene Kleinkino. Sicher hat der Butler auch Fellinis "La dolce vita" im Angebot. (Stephan Hilpold, DER STANDARD/rondo/27/12/2002)