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Ein Kiwi lässt sich nur ungern stören, wenn das nationale Rugby-Team im Fernsehen eine Schlacht schlägt. Auch nicht, wenn Regisseur Peter Jackson vor der Tür steht, sagt, er komme im Auftrag Hollywoods, und dann fragt, ob er vielleicht den "Herr der Ringe" nach Tolkiens Romantrilogie hier drehen könne. Wer sind schon Peter Jackson und "Herr der Ringe"? Ian Alexander ist kein Leser. Und auch ins Kino geht er nicht. Er hat sein ganzes Leben Schafe gezüchtet und gehütet. Und im August 1998 hatte er noch keinen blassen Schimmer davon, dass in den kommenden zwei Jahren auf seiner Farm in Matamata statt seiner Schafe Hobbits, Zauberer und schwarze Reiter unterwegs sein würden. "Können Sie vielleicht später wiederkommen?" Mr. Alexanders Frage war unmissverständlich. Kein Hollywood sollte ihn nur einen Spielzug seines Rugbyteams verpassen lassen.

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Peter Jackson kam wieder. Und Ian Alexander erlaubte dem Regisseur, das "Auenland", wo die Hobbits wohnen, auf seiner Farm zu bauen. So sagt es eine der Geschichten, die jene Frage zu klären sucht, wie der Herr der Ringe in die 6000-Seelen-Gemeinde auf der neuseeländischen Nordinsel kam. Matamata. Das ist dort, wo man nicht bei jedem Greißler mit einer Karte bargeldlos einkaufen kann. In Neuseeland eigentlich unvorstellbar.

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Wara erzählt jene Geschichte seit vergangener Woche zu Beginn jeder zweistündigen Tour durch den einzigen Drehort des "Herrn der Ringe", der als solcher in Neuseeland noch zu erkennen ist. Wara ist der Projektmanager der "Hobbitontours" und Chef des lokalen Rugbyklubs. Und er weiß, wozu "Herr der Ringe"-Fans fähig sind. Zwischen 30 und 50 Touristen, vor allem aus den USA und Europa, kutschiert er täglich zum Partybaum, zu den zurückgelassenen Hobbit-Häusern und der zerstückelten Dorfeiche.

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Man braucht schon eine Menge Fantasie, um sich die Bilder der Hobbits, der hüfthohen Wesen, in ihren Häusern auszumalen, denn viel ist nicht mehr zu sehen. Aber dafür hat Wara viele Geschichten zu erzählen. Die von einem Kanadier, der ihm erklärte, er würde sich in Kanada ein Hobbit-Loch bauen, um darin zu leben. Oder die von einem britischen Pärchen, das sich vor einer Hobbit-Behausung während der Tour verlobte. Oder die einer Irin, die den Boden küsste, weil Elijah Wood, der im Film den Helden Frodo spielt, darauf spaziert sei. "Ich begreife jetzt erst, was der 'Herr der Ringe' für manche Menschen bedeuten kann. Das ist wie die Bibel", sagt Wara.

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Russell Alexander hat die Tour organisiert und sechs Reiseleiter eingestellt, für die er das Tour-Drehbuch entworfen hat. Das speist sich aus Anekdoten und Fakten aus der Drehzeit. Schließlich hatte die Familie uneingeschränkten Zugang zum geheimen Drehort. Dazu gibt es Infos zur Farm.

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Zwischen Dezember 1999 und März 2000 war der "Herr der Ringe" bei den Alexanders. Bis zu 170 Fahrzeuge, 400 Personen hielten sich für die Szenen aus dem ersten und dritten Teil der Trilogie zeitweise auf dem Filmgelände des 500 Hektar großen Alexander-Anwesens auf. Die neuseeländische Armee baute spezielle Straßen für die schweren Trucks. 30 Kulissenbauer arbeiteten sechs Monate an dem Filmdorf. Eine Eiche musste mit in Taiwan hergestellten Blättern gebaut werden. Und selbst die Gemüsegärten der Hobbits wurden extra angelegt. Ein Jäger beschützte die Salate und Karotten vor Opossums und Kaninchen.

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"Die Magie des Auenlandes habe ich gespürt, obwohl ich das Buch nie gelesen habe", erzählt Tanja Rozen vom Matamata-Informationszentrum. Und irgendwie sieht die freundliche Dame mit ihren spitzen Ohren genauso aus wie ein Hobbit - jedenfalls nachdem man ihr die 25 Euro für das Ticket in die Hand gedrückt hat.(Der Standard/rondo/20/12/2002)

Info
www.hobbitontours.com Touren täglich um 10, 12.30 und 15 Uhr. Reservierung ist erforderlich. Tel. 0064/7/888 6838;
Fax: 0064/7/888 5653, info@hobbitontours.com

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