Bob Dylan The Bootleg Series Vol. 5, Live 1975 - The Rolling Thunder Revue (Sony)

Plattencover/sony

Johnny Cash: At Madison Square Garden (Live, December 1969)(Sony)

Bob Dylan The Bootleg Series Vol. 5, Live 1975 - The Rolling Thunder Revue (Sony)
27 Jahre danach endlich regulär erhältlich: Das legendäre Dokument des letzten großen Aufbäumens der Hippie-Kultur. Bob Dylan reiste damals im Vorfeld seines musikalisch vielleicht besten Albums (Desire, 1976) mit Weißclown-Maske und einem Flohzirkus befreundeter Musiker, Literaten und Performancekünstler (Mick Ronson von David Bowies Spiders From Mars, Sam Sheppard, Allen Ginsberg, Joan Baez, Bob Neuwirth, Roger McGuinn von den Byrds . . .) durch die USA und gab unangekündigte Konzerte in kleinen Provinzsälen. An der Arbeit am dabei mitgedrehten, surrealen vierstündigen Dokumentar-Spielfilm Renaldo & Clara, eine der interessantesten Katastrophen der Filmgeschichte, wäre Dylan damals beinahe kreativ und finanziell zerbrochen. Live allerdings sollte der Altmeister anschließend gut zwei Jahrzehnte brauchen, bis er wieder derartig atemberaubende und hier erstmals offiziell erhältliche Versionen eigenen Materials wie Tangled Up In Blue oder The Lonesome Death Of Hattie Carroll zu Stande brachte. Und dass er seitdem kaum noch Jahrhundertsongs von Desire wie Hurricane, Romance In Durango oder One More Cup Of Coffee im Programm hat, wollen wir dem Alten jetzt einmal kurz persönlich übel nehmen. Für kommendes Jahr übrigens angekündigt: ein Live-Mitschnitt eines Solokonzerts aus 1964.

Johnny Cash: At Madison Square Garden (Live, December 1969) (Sony)
1969 war The Man In Black am kommerziellen Höhepunkt seiner Karriere angelangt. Mit einer eigenen TV-Show, einem Nummer-eins-Album und zwei seiner größten Singles-Erfolge mit Daddy Sang Bass und vor allem A Boy Named Sue begab sich Cash einmal mehr als von Freund Kris Kristofferson besungener "wandelnder Widerspruch" live in eine zwiespältige Lage: Erleben sie einen der größten Musiker aller Zeiten im Verein mit seinen Tennessee Three, Rock'n'Roll-Legende Carl Perkins und den gottesfürchtigen Muttis von der Carter Family zwischen Vietnam Krieg, Langhaarigen-Verhöhnung, schwerster Tabletten- und Alkoholsucht und bigottem Bibeldeckelklappern. (Christian Schachinger, DER STANDARD, rondo, 20.12.2002)