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Der US-Finanzdienstleister Conseco steht mit 6,5 Mrd. Dollar in der Kreide.

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Indianapolis - Nach Monaten wachsender Verschuldung hat sich der US-amerikanische Finanzdienstleister und Versicherungskonzern Conseco für zahlungsunfähig erklärt. Das Unternehmen, dessen Bilanzierungspraxis ins Visier der US-Behörden geraten war, beantragte am Dienstagabend (Ortszeit) in Indianapolis Gläubigerschutz nach Kapitel elf des US-Konkursrechts. Es ist der drittgrößte Firmenzusammenbruch in der amerikanischen Wirtschaftsgeschichte nach WorldCom und Enron.

In den vergangenen vier Monaten hatte das vor 23 Jahren gegründete Unternehmen versucht, in Gesprächen mit den Gläubigern eine Umschuldung zu erreichen. Conseco steht mit rund 6,5 Mrd. Dollar (6,35 Mrd. Euro) in der Kreide. Als Ursache der Finanzkrise gilt der Zukauf von zahlreichen Firmen auch außerhalb des eigentlichen Kerngeschäfts. Der Finanzdienstleister, zugleich die siebtgrößte Versicherungsgesellschaft der USA, beschäftigt mittlerweile etwa 13.000 Mitarbeiter. Das Versicherungsgeschäft ist nach Firmenangaben nicht von der Zahlungsunfähigkeit des Mutterkonzerns betroffen.

Aktie auf fünf Cent abgesackt

Das Konkursverfahren wurde eingeleitet, nachdem das Unternehmen nicht in der Lage war, Anfang Dezember Fälligkeiten von 4,7 Mrd. Dollar zu begleichen. Inzwischen hat Conseco nach Angaben von Firmensprecher Mark Lubbers zwar mit den meisten Gläubigern eine Einigung erzielt, Details seien aber noch offen. Der Insolvenzantrag kam angesichts der Turbulenzen der vergangenen Monate nicht unerwartet. Die Aktie des einstigen Börsenstars, die zeitweise bei 58 Dollar notierte, ist mittlerweile auf weniger als fünf Cent abgesackt.

Firmengründer Stephen Hilbert hatte das Unternehmen im April 2000 verlassen müssen, nachdem unter seiner Führung ein Schuldenberg von 8,2 Mrd. Dollar entstanden war. Derzeit überprüfen US-Behörden die Bilanzierungspraxis des Unternehmen zur Zeit des Führungswechsels. Nachfolger Hilberts als Vorstandschef wurde Gary Wendt, der den Schuldenberg immerhin um rund zwei Mrd. Dollar zurückfahren konnte. Er legte seinen Posten im Oktober nieder, blieb aber weiterhin im Vorstand.

Ein Insolvenzantrag unter Kapitel elf des US-Konkursrechts schützt das Unternehmen vor Klagen seiner Gläubiger, während es versucht, seine Finanzen in Ordnung zu bringen und sich umzustrukturieren. Ein Konkursverfahren ist allerdings keine Garantie für das Überleben einer Firma.

Drittgrößte Pleite überhaupt

Der Niedergang von Conseco ist nach WorldCom und Enron die drittgrößte amerikanische Unternehmenspleite nicht nur in diesem Jahr, sondern in der gesamten Wirtschaftsgeschichte überhaupt. WorldCom hatte vor dem Konkursverfahren einen Geschäftswert von 104 Mrd. Dollar, Enron von 64 Mrd.. Conseco und seine Niederlassungen berichteten Ende September über Vermögenswerte von 52,3 Mrd. Dollar. (APA)