Foto: Rita Newman

Wien - Heidi, das Mädchen aus den Schweizer Bergen, ist die Heilige Johanna der Heimatkunde geworden. Mit leibhaftigen Ziegen und Kätzchen spielt man - zum Beispiel in Amerika - die rührende Geschichte der Johanna Spyri nach.

Weswegen Intendant Thomas Birkmeir den vielfach mutierten Topos für das Theater der Jugend nun neu bearbeiten wollte, bleibt letztlich offen. Eine an Heim und Herd gebundene Heidi lag ihm fern. Ob der neue Showdown Sinn macht, darf bezweifelt werden: Birkmeir schickt das durch die Heilung Klaras reich gewordene Kind mitsamt ihren Freunden (inklusive Frl. Rottenmeier!) auf Weltreise in das Himalaja-Gebirge (Ötzi!), die Rocky Mountains und nach Afrika!

Damit hat man - nach dem fahlen Teil auf einer schrägen Bretteralm (Bühne: Andreas Lungenschmid) - das Potenzial der Frankfurt-Szenen bei den Sesemanns mit einer fabelhaft fanatischen Michaela Kaspar als Fräulein Rottenmeier leider verspielt. Es bleibt für die Zuseher immerhin ein Vergnügen, der unter baumelnden Rehgeweihen und zwischen Wildschwein und Braunbär großstädtisch schlafwandelnden Heidi (mit zart geballter Faust: Marie-Christine Friedrich) zuzusehen, wie sie dem Visier des von Rottenmeier geführten Elefantentöters weicht. (DER STANDARD, Printausgabe, 18.12.2002)