Einmal angenommen, es ist Samstagabend.

Und sie haben ein unstillbares Verlangen nach wirklich intelligentem Fernsehen. Ihre Wohnung besteht aber aus dünnen Wänden und ist umringt von Menschen, die ein spezielles Lieblingsprogramm haben - Volksmusik, Fernsehfilmkitsch - und sie daran Anteil nehmen lassen wollen:

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Zuerst kommt "Wenn die Musi spielt " von der Badezimmerseite.

Es hörte sich so an, als würde eine Blaskapelle in der Wanne stehen. Sie drehen die Arte-Doku über Peru so laut auf, dass der Fernseher dröhnt. Gegenangriff: Die Volksmusik-Abteilung hantiert auch am Lautstärkeregler. Bald hat man das Gefühl, Bilder aus fernen Ländern untermalt mit Tönen der Zillertaler Haderlumpen zu sehen. Verzweiflung! Warum darf ich mir mein Minderheitenprogramm nicht anschauen?

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Irgendwann wird es leiser.

Schon frohlockt man, aber zu früh. Denn dann steht Klausjürgen Wussow im Bad. Raus da! Ein himmlisches Weihnachtsgeschenk, sein neuer Fernsehfilm, beginnt.

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Man wird zornig,

.... fast aggressiv, schaltet zu MTV. Extralaut. Sollen die doch glauben, Wussow sei in ein Video mit Missy Elliott gerutscht.

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Erst später gegen 23.30 wachen sie auf.

Alles ist ruhig. Ein Albtraum. Ein fast dreistündiger, ruhiger Film mit Ralph Fiennes, Sunshine, beginnt.

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Sehr sinnvoll programmiert, sodass nicht allzu viele zuschauen.

Sie aber sind jetzt ausgeschlafen und haben alle Zeit der Welt dafür. Und können alleine überprüfen, wie der ORF seinem Qualitätsauftrag endlich nachkommt. (pi/DER STANDARD; Printausgabe, 16.12.2002)

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