Bei den Punschhütten freut man sich über jeden Minusgrad. Ist es kalt, bleiben die Kunden länger bei den wärmenden Angeboten hängen.

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Für die endlosen Reihen an Weihnachtsstandln in Wien war das unpassend warme Wetter im November wenig erfreulich. "Das Geschäft läuft sehr schlecht, das ist eine Tatsache", sagt Johann Lutzmayer, Obmann der Markthändler in der Wirtschaftskammer und selbst Betreiber eines Standes am Wiener Christkindlmarkt. Für seine Branche - die Textilien - erwartet Lutzmayer einen Umsatzrückgang um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Noch schlechter läuft der Verkauf von Weihnachtsschmuck, nur wenig besser der von Spielzeug. Bei Pokemon, Barbie und Kollegen sei ein Minus von 20 Prozent zu erwarten, so Lutzmayer. Genaue Zahlen gibt es freilich nicht, Umsätze werden nicht zentral erhoben. Die Standler selbst hüten ihre Einkünfte wie Staatsgeheimnisse. Hoffnung schöpfen die Markthändler aus dem Kälteeinbruch seit vergangenem Wochenende. Denn bei warmem Wetter will Weihnachtsstimmung nicht so recht aufkommen. Besonders Punsch-und Glühweinhütten litten: "Wenn's nicht kalt ist, denken die Leute kaum an einen wärmenden Punsch", sagt Lutzmayer. "Wenn ich mit kurzen Ärmeln am Weihnachtsmarkt steh', kauf' ich mir keine Krippenfiguren", erklärt Gabriela Schmidle vom Adventmarkt vor dem Schloss Schönbrunn. Die nun keimende Weihnachtsstimmung - der 24. rückt näher - täte allen gut, "endlich ist Winter". Die Punschhütten dürften einen Großteil der Verluste noch wettmachen, und für die Textilstände hofft Lutzmayer, "dass wir doch halbwegs gut aussteigen." Handelskonkurrenz Große Konkurrenz für die Adventmärkte kommt zunehmend vom Einzelhandel. Mit den starken Preisreduzierungen in der Vorweihnachtszeit können die Marktfahrer nicht mithalten. "Schon kleine Geschäfte haben es schwer, aber wir sind die Kleinsten der Kleinen", erklärt Lutzmayer. Außerdem habe inzwischen jeder Baumarkt einen eigenen Weihnachtsmarkt. Und eine ruinöse Konkurrenz machen einander die Standler inzwischen selbst. Während sich in den Landeshäuptstädten meist nur wenige Adventmärkte finden, sind heuer in Wien 26 Stück vom Marktamt genehmigt worden. Weniger als am Höhepunkt 1997, als 40 Märkte genehmigt wurden, aber immer noch zu viele, um sich nicht in die Quere zu kommen. Der Boom der Christkindlmärkte hängt eng mit dem Städtetourismus zusammen. In den Monaten November und Dezember seien die Wiener Nächtigungszahlen seit 1991 um 25 Prozent angestiegen, so das Büro von Finanzstadtrat Sepp Rieder. Rund um den Markt auf dem Wiener Rathausplatz schätzt die Stadt Wien inklusive Hotelumsätze einen jährlichen Umsatz von 40 Mio. Euro. Heuer fehlen vor allem kaufkräftige Touristen aus Übersee, so Lutzmayer. Bei konsumwilligen Bustouristen aus Osteuropa sei hingegen kein Rückgang zu spüren. (Nikolaus Jilch, DER STANDARD, Printausgabe 14.12.2002)