US-Terror-Experten halten die Internet-Bekenner-Briefe für glaubwürdig

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Washington/Jerusalem - Vier Tage nach den Anschlägen in Kenia hat sich der Verdacht gegen das Terrornetzwerk El Kaida erhärtet. Wie amerikanische Anti-Terrorexperten mitteilten, tauchte auf einer islamistischen Internetseite eine glaubwürdige Bekennerbotschaft auf. Auch neue Erkenntnisse über die Herkunft der beim Beschuss einer israelischen Chartermaschine verwendeten Raketenwerfer deuteten darauf hin, dass die El Kaida hinter den Anschlägen vom Donnerstag stehe, hieß es am Montag in Washington. Auf der Internetseite www.azfalrasas.com bekannte sich eine Gruppe zu den Taten, die sich "Politisches Büro der El-Kaida-Dschihad-Organisation" nennt. In der fünf Seiten langen Botschaft wird der Bombenanschlag auf ein von vielen Israelis besuchtes Hotel und der Raketenbeschuss des israelischen Flugzeugs als "Ramadan-Gruß für das palästinensische Volk" bezeichnet. Außerdem nahmen die Verfasser Bezug auf die Anschläge auf die US-Botschaften in Tansania und Kenia 1998: "Die Kämpfer der El Kaida sind an den selben Ort wie vor vier Jahren zurückgekehrt und haben die feindliche Koalition erneut schwer getroffen." Die neuen Anschläge bewiesen, dass es den USA und ihren Verbündeten nicht gelungen sei, die El Kaida zu zerschlagen. Unmittelbar nach den Anschlägen, bei denen insgesamt 16 Menschen getötet wurden, hatte sich dazu bereits die bisher unbekannte Organisation "Exilregierung für ganz Palästina, Streitmacht Palästinas" bekannt. Weitere Bekenntnisse Unter der Adresse www.islammemo.com bekennen sich die mutmaßlichen Terroristen zu zahlreichen weiteren Anschlägen, darunter auf die Synagoge im tunesischen Djerba, gegen den französischen Öltanker "Limburg" sowie auf eine Diskothek auf der indonesischen Touristeninsel Bali. Auch die Anschläge vom 11. September wurden mit aufgeführt. Die Unbekannten kündigten gleichzeitig weitere Anschläge auf "Juden und Kreuzritter" an. Bedroht ist dem Schreiben zufolge vor allem der israelische Staat, falls dieser weiter die "heiligen Orte" des Islams "okkupiert" und "terroristische Akte gegen die Familien in Palästina" unternimmt. Militante palästinensische Organisationen distanzierten sich am Dienstag von der Botschaft und erklärten, sie hätten kein Interesse daran, den Konflikt mit Israel auf Gebiete außerhalb der Region auszudehnen. Ein Sprecher des Islamischen Dschihad, Nafes Asaam sagte, Ideologie und Strategie seiner Gruppe beruhten auf "dem Kampf gegen die Besetzung und der Befreiung der palästinensischen Gebiete". Ähnlich äußerte sich ein Sprecher der Hamas. Nach Angaben der US-Behörden stammten die zwei Raketenwerfer, die nach dem Beschuss des israelischen Flugzeuges am Flughafen von Mombasa gefunden wurden, aus derselben Produktion wie ein Modell, das im Mai beim Angriff auf eine US-Militärmaschine in Saudiarabien verwendet wurde. Die gescheiterte Aktion wurde damals der El Kaida zugerechnet. Wie aus Kreisen des israelischen Geheimdiensts Mossad verlautete, wurde mindestens einer der Täter von Mombasa in einem der Trainingslager von El Kaida-Chef Osama bin Laden in Afghanistan ausgebildet. Die bei dem Beschuss des Flugzeugs verwendeten Raketen seien aus dem Ausland nach Kenia geschmuggelt worden. Mossad hatte Informationen Der militärische Geheimdienst in Israel räumte unterdessen ein, bereits vor den Anschlägen Terrorwarnungen aus Kenia erhalten zu haben. Es hätten jedoch keine speziellen Warnungen vor Anschlägen auf israelische Ziele vorgelegen, sagte Brigadegeneral yossi Kupperwasser vor einem Parlamentsausschuss. Der frühere Mossad-Chef Danni Yatom sagte, Israel erhalte so viele Drohungen, dass die Unterscheidung zwischen glaubwürdigen und unglaubwürdigen schwer falle. Israel hat nach Angaben von Verteidigungsminister Shaul Mofas bereits mehrere El-Kaida-Anschläge verhindern können. Kenianischen Sicherheitsdiensten lagen nach einem Zeitungsbericht seit dem 11. März Hinweise auf einen geplanten Terroranschlag der somalischen Gruppe "Al Ittihad al Islamyia" vor, der Drähte zu El Kaida nachgesagt werden. Wie die Tageszeitung "Daily Nation" am Dienstag meldete, war unter den genannten Zielen auch die deutsche Marinebasis in Mombasa. Die Deutsche Marine hatte nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Berlin keine konkreten Hinweise auf die Anschläge Ende November in Kenia. Der kenianische Präsident Daniel arap Moi reiste zu Beratungen mit US-Präsident George W. Bush nach Washington. Moi will einen Zwischenstopp in London einlegen und voraussichtlich am Donnerstag mit Bush beraten. Am Dienstag erklärte Moi, mit Unterstützung seiner internationalen Partner werde Kenia die überlebenden Täter dingfest machen. Bush hat Kenia Hilfe bei der Suche nach den Drahtziehern angeboten. (APA/AP/dpa)