Weihnachten ist eine wunderbare Gelegenheit, die Stimme der Vernunft schachmatt zu setzen, die sonst bei der Anschaffung herrlichen technischen Spielzeugs immer meckert: einstweilen noch zu teuer, bisher noch nicht ausgereift, Papier und Bleistift sind praktischer. Nein, Weihnachten ist ein guter Grund, sich dem Spieltrieb hinzugeben, den eine Fülle digitaler Gadgets bedienen.

Spitzenanwärter auf den prominentesten Platz unter der Tanne ist im heurigen Jahr zweifelsohne alles, was ein Bild macht: digitale Kameras, aber auch eine neue Schar von Handys, mit denen man Bilder knipsen und versenden oder zumindest Bilder empfangen kann. Digitale Kameras sind inzwischen so ausgereift, dass man 1. auf jedes Handbuch verzichten, 2. die Bilder wie bisher beim Fotohändler oder Elektronikmarkt ausarbeiten lassen und 3. den Fotoapparat in den Urlaub mitnehmen kann, ohne fürchten zu müssen, dass einem die besten optischen Erinnerungen entgehen.

Es gibt kleine und kleinste Kameras, die selbst noch in eine enge Jeanstasche passen und wirklich immer mit dabei sein können. Dazu gehört etwa die scheckkartengroße Logitech (billig), deren Bilder für Mail und Webseiten reichen; oder die gleichfalls winzige, aber teurere Casio Exilim oder die Sony Sushi mit besserer Bildqualität. Am oberen Ende der Kleinst- kameras mit exzellenter Bildqualität ist das von Canon definierte Ixus-Format - u.a. auch von Olympus (C-50), Kyocera oder Nikon. Ab drei Megapixel reichen die Bilder auch für große Drucke. Größere Kameras, wie Canons Powershot oder Nikons Coolpix, bieten mehr Gestaltungsspielraum - oft ähneln die Features zwar den Kleinstkameras, aber die Geräte entsprechen besser den Gewohnheiten ambitionierterer Fotografen.

Dem puren Fotoaktionismus frönt die neue Handygeneration. Das Telefon, das auch knipst, sichert immer noch die Aufmerksamkeit in jeder Runde. Das Nokia 7650 ist Handy und schnelle Linse in einem; andere Hersteller (Siemens, Sony Ericsson) setzen derzeit auf Ansteckkameras zum Bildhandy, was etwas umständlicher ist. Wenn Sie schon dabei sind, Ihrer Freundin ein Fotohandy zu schenken, sollten Sie zumindest eines für sich selbst kaufen, mit dem Sie die Bildnachrichten (MMS, Multimedia Messaging Service) auch empfangen können.

Bilder knipsen kann jetzt auch der Organizer - zumindest der gehobene Sony Clié, der eine Kamera eingebaut hat. Übrigens ist jetzt die beste Zeit, endlich Kalender und Adressbüchl aus Papier zum Altpapier zu geben: Das Angebot an PDAs (Personal Digital Assistant) fängt inzwischen bei rund 120 Euro an (der Palm Zire), Preisskala nach oben fast offen. Manche der Geräte haben eine Telefonverbindung an Bord, für E-Mail und Internet; alle anderen kann man mit dem Handy ins Netz bringen.

Sehr weihnachtstauglich ist auch digitale Musik. Die MP3-Nebel haben sich gelichtet, was wirklich Freude macht, sind MP3-Player mit einer Festplatte, auf denen die gesamte Musiksammlung landen kann, ohne tonnenweise CDs jonglieren zu müssen. MP3-Player mit Speicherkarten sind dagegen eher out, weil umständlich zu bespielen.

Apples iPod hat sich - klein, elegant, genial leicht bedienbar - bei Festplattengeräten an die Spitze gesetzt (leider auch preislich); eine Windows-Edition ermöglicht jetzt auch PC-Benutzern das leichte Zusammenspiel mit dem PC statt des Mac. Alternativ: die Nomad Jukebox, oder der Sonicblue Rio Riot. Und wenn wir schon bei der Akustik sind: Gute Boxen zum PC erhöhen das Hörvergnügen und müssen nicht mehr abgrundtief hässlich sein, wie die durchsichtigen Soundsticks von Harman Kardon beweisen.

Kommen wir zum reinen Spieltrieb unter dem Weihnachtsbaum: den Spielekonsolen. Sonys Playstation II, der Nintendo Gamecube, die Microsoft Xbos - wenn Sie nicht unbeabsichtigt zwischen die Fronten des Marketingkriegs geraten wollen, ziehen Sie zur Erhaltung des weihnachtlichen Friedens vor der Auswahl besser diskrete Erkundungen beim Beschenkten ein. Gute alte Bausteinchen sind übrigens nicht mehr out, seit es Lego auch digital gibt. Noch immer kein Geschenk gefunden? Bleibt noch ein Haustier: Sonys vollelektronischer Aibo. (DER STANDARD/rondo/spu/29/11/02)