Xandros Desktop 1.0
Vor einigen Monaten hat die neu gegründete Firma Xandros die Reste von Corel Linux aufgekauft, um auf dieser Basis ein neues Produkt zu entwickeln. Die ersten Früchte dieser Bestrebungen präsentieren sich uns nun in Form des Xandros Desktop 1.0, den wir im Folgenden einem Test unterzogen haben.
Xandros Desktop 1.0 kommt auf einer einzigen CD (plus einer "Technology Preview" CD), weiters im 99 US-Dollar teuren Paket enthalten ist ein mehr als 200 Seiten umfassendes Handbuch, das in englischer Sprache eine gute Einführung ins System bietet.
Also: Schnell ausgepackt und gleich ab damit ins CD-Laufwerk und somit voran zur...
Installation
Diese ist ganz auf AnfängerInnen ausgerichtet und besteht dementsprechend nur aus wenigen Schritten. Dabei kann entweder eine ganze Festplatte übernommen werden, oder auch eine vorhandene Windows-Partition verkleinert werden. Erfreulich, dass dies bei Xandros von Haus aus auch mit NTFS-Partitionen funktioniert.
Nach ein paar weiteren kleinen Schritten (Passwörter, minimale Softwareauswahl,...) wird das Ganze nochmal in einer Übersicht zusammengefasst, und schon geht es los mit dem...
Aufspielen
der Software. Und das geht ziemlich flott: In weniger als 15 Minuten war das ganze System installiert, damit ist Xandros erheblich schneller auf der Platte als die alteingesessene Konkurrenz.
Schon bietet sich der...
Reboot
ins neue System an. Während wir den Look von Xandros Desktop erstmals auf uns zukommen lassen, können wir eigentlich auch ein bisschen über die darunterliegende Softwareausstattung plaudern: Hierbei setzt der Hersteller nicht auf Aktualität, sondern passt wohlgeprüfte Software für seine speziellen Zwecke an. Dementsprechend ist der Standard-Desktop auch ein veränderter KDE 2.2.2, GNOME wird hingegen keiner mitgliefert. Das System basiert auf Debian GNU/Linux.
Aber weiter gehts nach dem ersten...
Einloggen
mit zusätzlichen Konfigurationsarbeiten, wofür es einen First Time Wizard gibt, der recht verständlich durch die einzelnen Schritte führt.
So kann zum Beispiel auch gleich ein...
Drucker
eingerichtet werden, dies funktioniert sowohl mit lokalen Geräten als auch mit Druckern im Netzwerk tadellos, kein Wunder hat es doch Xandros - wie wir noch weiter sehen werden - auch vor allem auf die einfache Integration seines Systems in eine bestehende Windows-Umgebung abgesehen.
Ist die Konfiguration abgeschlossen, so lässt sich dank...
Xandros Network
weitere Software zum System hinzufügen. Das Verzeichnis der angebotenen Software ist zwar nicht gerade hübsch, aber recht übersichtlich gestaltet, und nach getroffener Auswahl...
installieren
sich die gewünschten Programme selbsttätig. Die Auswahl an zur Verfügung stehenden Programmen ist zwar momentan nicht sonderlich groß, wer noch mehr möchte, kann sich aber per apt-get noch aus dem schier unerschöpflichen Debian-Angebot bedienen.
Zusätzlich gibt es noch ein...
Update-Tool
welches dafür sorgen soll, dass das System immer am neuesten Stand bleiben soll.
Einstellungen werden im...
Xandros Control Center
vorgenommen. Dabei handelt es sich - wie unschwer zu erkennen ist - um eine angepasste Version des KDE Control Centers. Aber auch einige neue Module sind hinzugekommen, so lassen sich hier die...
Bildschirmeinstellungen
vornehmen und auch gleich testen, wobei versucht wird um die Beschränkungen von Xfree86 beim Umstellen der Auflösung herum zu arbeiten, was aber auch hier nicht ohne neueinloggen funktioniert. Also weiter warten auf Xfree86 4.3...
Ein feines...
Feature
ist auch die Möglichkeit "on-the-fly" zwischen mehreren BenutzerInnen zu wechseln.
Das Herzstück des Xandros Desktop ist aber der File Manager...
XFM
eine Eigenentwicklung von Xandros, die den sonst in KDE verwendeten Konqueror vollständig ersetzt. Dieser orientiert sich stark am Windows Explorer, das Ziel ist besser in das restliche System integriert zu sein, um den UserInnen die Arbeit zu erleichtern.
Was auf jeden Fall gelungen ist, ist die Zusammenarbeit mit Windows-Netzwerken, die auch für Nicht-LinuxerInnen leicht zu bewerkstelligen ist. Über den Look des Ganzen läßt sich freilich vortrefflich streiten, aber es soll halt wie Windows 9x/NT/2000 aussehen, und Aussehen ist ja auch Geschmackssache...
Allerdings sollte das Ganze dann wenigstens...
einheitlich
sein, an zahlreichen Stellen im System finden sich noch Überbleibsel des originalen KDE 2.2-Looks und somit unnötige Inkonsistenzen.
Gut sortiert sind die...
Menüs
wobei - ganz auf Ein- und UmsteigerInnen ausgerichtet - die Namen der einzelnen Programme durch Begriffe wie Video Player ausgetauscht wurden.
In multimedialer Hinsicht ist das System übrigens - trotz des geringen Umfangs von nur einer CD - recht gut ausgestattet, so findet sich auch der Real Player in der Standardinstallation.
Der große...
"Hit"
von Xandros Desktop 1.0 ist wohl aber die Integration der Crossover-Produkte von Codeweavers, und somit die Möglichkeit gewisse Windows-Software unter dem Open Source Betriebssystem zu betreiben.
Im Detail handelt es sich dabei um Crossover Plugin zur Einbindung von Windows PlugIns in Linux-Browser und natürlich vor allem....
Crossover Office
als Brücke zum Microsoft Office. Und dieses ist vortrefflich integriert, die Installation läuft wie unter Windows ab: Einfach die CD von Office 2000 (Office XP funktioniert zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht) einlegen, und der Installer wird automatisch gestartet. Nach der Installation werden dann noch - ebenfalls automatisch - verschiedene Konfigurationen vorgenommen, so dass sich die einzelnen Office-Anwendungen künftig wie Linux-Programme aus dem Menü bzw. vom Desktop starten lassen, und bei einem Klick auf ein Doc-File auch gleich...
Word
gestartet wird. Wer lieber auf die Microsoft-Produkte verzichtet (oder sie nicht besitzt), kann noch immer auf Open Office in der Version 1.0.1 zurückgreifen.
Auch der...
Internet Explorer
funktioniert einwandfrei, allerdings nur in den Versionen 5.0 und 5.5, der IE 6 geht (noch) nicht.
Bleibt wie immer zu Abschluss das...
Fazit
Xandros Desktop 1.0 richtet sich vornehmlich an Windows-UmsteigerInnen und als Neuling im Distributionsreigen leistet er in dieser Hinsicht einiges. Für Linux-PuristInnen ist Xandros momentan wohl kaum eine Versuchung wert - diese sind aber mit Debian oder Gentoo sowieso bestens versorgt - aller anderen sollten aber zumindest einmal einen Blick darauf werfen.
Zu hoffen bleibt, dass auch die anderen Distributoren vom frischen Wind, den Xandros in die Linux-Welt bringt, angestiftet werden, ein paar der interessanten Konzepte - vor allem in Hinblick auf Desktop-Produkte - in ihre Angebote zu übernehmen. (apo)