Wien - 65.000 österreichische Juden wurden von den Nationalsozialisten ermordet - ihre Namen wurden nun in einem Holocaust-Gedenkraum im Stadttempel der Wiener israelitischen Kultusgemeinde verewigt. Auf großen Schiefertafeln umfassen sie eine kurze Säule aus Granit, die das Schicksal der Juden im 20. Jahrhundert symbolisiert. Ihre Fortsetzung in Form eines verkehrten gläsernen Kegels steht für den Neubeginn des jüdischen Lebens in Wien. Die Eröffnung des Gedenkraumes erfolgt heute, am Jahrestag des Novemberpogroms 1938: In der Nacht vom neunten auf den zehnten November ermordeten vor allem SA-, SS- und HJ-Mitglieder in Zivil 27 Wiener Juden und zerstörten 43der 44 Wiener Synagogen und mehrere Dutzend Bethäuser, über 4.000 Geschäfte wurden demoliert oder geschlossen. In Innsbruck starben vier Menschen. Von der Nazipropaganda wurde das Pogrom als spontane Reaktion des "Volkszorns" auf die Ermordung eines deutschen Diplomaten in Paris durch einen 17-jährigen jüdischen Flüchtling dargestellt. Im Gefolge des Pogroms wurden 7.700 österreichische Juden verhaftet, 3.700 davon nach Dachau deportiert. Lediglich den heutigen Stadttempel in der Seitenstettengasse in der Wiener Innenstadt hatte eine sorgfältige Regie dem vorgeblich "spontanen Volkszorn" zu zerstören verboten, da in den umliegenden Gebäuden der Kultusgemeinde wichtige Archive lagen.´ In einem Vorraum dieses Tempels entstand nun der Gedenkraum nach einem Entwurf des Architekten Thomas Feiger. (APA/red.)