New York - Der aus Deutschland stammende Schauspieler Tonio Selwart, der einst am Broadway Erfolge feierte und auch in vielen Hollywood-Filmen mitspielte, ist im Alter von 106 Jahren in New York gestorben. Selwart erlag am Samstag in einem Krankenhaus den Folgen einer Lungenentzündung, teilten Angehörige am Sonntag mit. Der aus Bayern stammende Schauspieler hatte seine größten Bühnenerfolge in den 30er Jahren, als auf Plakatwänden zu lesen war "New York im Selwart-Fieber". In dem Historien-Stück "Pursuit of Happiness" spielte er 1933 einen hessischen Söldner, der sich in den Revolutionswirren in eine Farmerstochter verliebt. Kein Leben unter Hitler-Regime Selwart entschied sich nach der Machtergreifung der Nazis, nicht mehr in seine Heimat zurück zu kehren. Er war damals gerade auf einer Gastspielreise in Amerika. "Unter Hitler wollte ich nicht leben", sagte er kurz vor seinem 105. Geburtstag in einem dpa-Interview. Erika und Klaus Mann, die zu seinen Freunden gehörten, schilderten in ihrem Buch "Escape to Life", wie schwer ihm dennoch der Akt der Einbürgerung in die USA gefallen war. "Mein Gott, das letzte Mal als Bayer", habe er damals gesagt. Selwart war am 9. Juni 1896 in Wartenberg geboren worden. Seine erste Sporen hatte er sich an der Bayerischen Landesbühne verdient. Später spielte er an Theatern in London, Rom und Montreal. 1919 hatte Selwart die Bildhauerin Claire Volkhart geheiratet, Tochter des Münchner Kunstprofessors Max Volkhart. Ihren Tod 1935 durch eine Lungenentzündung hatte er lange nicht verwinden können. Die Theaterarbeit am Broadway gab ihm wieder Halt. Tragende Hollywood-Nebenrollen In Hollywood spielte er eine Reihe von tragenden Nebenrollen. Die Kritik hob besonders seine Gestaltung des Gestapo-Chefs Haas hervor, der in Fritz Langs "Auch Henker sterben" in Prag nach den Attentätern des Reichsprotektors Reinhard Heydrich fahndeten. In einer Reihe von Filmen mit Propaganda-Charakter wie "Hitler's Gang" spielte der Bayer und Wahl-New-Yorker üble Nazis. "Ich hatte damit kein Problem", sagte Selwart im Interview, "denn ich war immer gegen die Nazis." (APA/dpa)