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London - Das in den USA und Großbritannien bekannte Medikament Provigil gegen Narkolepsie könnte bald auch für andere Personengruppen wie z.B. für müde Schichtarbeiter lizenziert werden. Diese Aussicht bringt eine Diskussion über den Verkauf von Blockbuster-Medikamenten, die einem Schlaf beraubten Lebensstil entgegenwirken, ins Rollen. Derzeit ist Provigil, ein Produkt des US-Biotech-Unternehmens Cephalon , für unkontrollierbare Schlafanfälle als Anti-Schlafmittel zugelassen. Tests an Schichtarbeitern Vergangene Woche verkündete das in West Chester, Pennsylvania, ansässige Unternehmen die Ergebnisse an 209 Schichtarbeitern. Demnach soll Provigil jenen mit einer "Nachtschicht-Schlafstörung" – eine durch ungewöhnliche Arbeitszeit ausgelöste extreme Müdigkeit – helfen. Diese Untersuchung war Teil des Cephalons-Versuch, die Einsatz-Bandbreite der Anwendungsmöglichkeiten von Provigil zu vergrößern. Letztendlich hofft man, das Anti-Schlafmittel bei Menschen einsetzten zu können, die aufgrund einer medizinischen Störung an Schläfrigkeit leiden. Noch in diesem Jahr sollen die Daten dieser und weiterer Untersuchungen zur Zulassung an die US-Gesundheitsbehörde FDA übermittelt werden. Schlafmangel Kritiker befürchten, dass dann Provigil nicht nur bei Patienten mit einer Schlafstörung, sondern auch bei gesunden Personen mit einem Schlafmangel zur Anwendung kommt. Provigil könnte das Mittel der Wahl für die "24-Stunden-Gesellschaft" werden. Schlafforscher betonen, dass Patienten mit hohen Arbeitsanforderungen und einem fordernden Lebensstil bereits nach Provigil fragen, um wach zu bleiben. Laut Angaben des Schlafexperten Thomas Scammell von der Beth Israel Deaconess Sleep Disorders Clinic in Boston wird es auch bereits verschrieben. Die klinische Studie an Schichtarbeitern ist die letzte einer ganzen Studienreihe, um zu zeigen, wie verschiedene Bevölkerungsgruppen von Provigil profitieren könnten. Die Wirkung wurde auch bei Hubschrauber-Piloten des Militärs und Multiple-Sklerose-Patienten getestet. Weiters werden sich die Forscher Fernfahrern, medizinischem Personal und Soldaten widmen. Stimulanzmittel Wie BBC berichtet, ist die Tatsache, dass Provigil wirkt, keine Überraschung. In vergangenen Studien hat sich herausgestellt, dass das Medikament ein wirksames Stimulanzmittel ist. Wie es allerdings die Wachsamkeit verlängert, soll nicht gut erforscht sein. Vermutlich wirkt es im präfrontalen Kortex des Gehirns. Der präfrontale Kortex empfängt hochverarbeitete visuelle, auditorische und somatosensorische Informationen und integriert diese laufend in Hinblick auf die aktuelle Situation, in der sich der Mensch gerade befindet. (pte)