Arbeitsmarkt
IHS rechnet mit Rekordarbeitslosigkeit
Wirtschaftsforscher Felderer sieht für den kommenden Winter schwarz und kalkuliert mit bis zu 305.000 Jobsuchenden
Wien - Eine Rekordarbeitslosigkeit im bevorstehenden Winter
kann jetzt auch der Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS),
Bernhard Felderer, nicht mehr ausschließen. Felderer sagte nach den
am Mittwoch veröffentlichten vorläufigen Oktober-Daten, wegen der
hohen Spitzen im Winter und der schwächeren Konjunktur sei im
heurigen Winter mit 300.000 bis 310.000 Arbeitslosen zu rechnen. "Im
Extremfall könnten es 320.000 sein", so Felderer am Abend zur APA. Das 600 Mill. Euro schwere Beschäftigungs- und Konjunkturpaket,
das Mitte September von der scheidenden schwarz-blauen Regierung
zusammen mit den Sozialpartnern geschnürt wurde, bezeichnete der
IHS-Chef als "sinnvoll". "Allzu rasche Effekte" dürften jedoch nicht
erwartet werden. Kurzfristig, auf Sicht von drei bis vier Monaten,
sei das Paket "nicht wirksam", sagte Felderer.
Ebenfalls mehr als 300.000 Jobsuchende hatte kürzlich der Chef des
Arbeitsmarktservice (AMS), Herbert Buchinger, für den heurigen Winter
prognostiziert. Beim Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) war zuletzt
von einer drohenden "dramatischen" Winterarbeitslosigkeit in
Österreich die Rede.
Wie das Wifo geht das IHS für 2002 von einer Arbeitslosenrate von
6,9 Prozent (nach nationaler Berechnung) aus. Auch im kommenden Jahr
dürfte die Lage am heimischen Arbeitsmarkt angespannt bleiben,
schätzt Felderer. Sollten die von Wirtschaftsforschern für 2003
bisher gestellten Prognosen für ein Wirtschaftswachstum von 2 bis 2,5
Prozent jedoch halten, könnte die Arbeitslosenrate laut Felderer auf
6,6 Prozent zurückgehen. Das Wifo geht für 2003 von einer gleich
bleibenden Arbeitslosenrate aus.
Wenige Stunden später korrigierte Felderer seine Vorraussagen zum Arbeitsmarkt nach unten: "Unser Erwartungswert,
also der wahrscheinlichste Fall, liegt bei 305.000 Arbeitslosen. Wenn
es schlecht geht, könnten es bis zu 310.000 werden", erklärte
Felderer. Der in dem Bericht genannten Wert von 320.000 könne nur
dann eintreten, "wenn sich die Konjunktur weiter verschlechtert und
gleichzeitig außergewöhnlich ungünstige Wetterbedingungen eintreten".
Im europäischen Vergleich weise Österreich nach Dänemark und
Luxemburg die geringste Arbeitslosenrate auf, hob Felderer hervor.
Auch im historischen Vergleich sei der von seinem Institut erwartete
Wert nichts Einmaliges: Die Arbeitslosenrate liege unter den Werten
von 1996, 1997 und 1998 auf dem Niveau des Jahres 1999". Angesichts
der derzeit schlechten Konjunkturlage sei bei den Arbeitslosen eine
"leichte Steigerung" gegenüber dem derzeitigen Niveau zu erwarten, so
Felderer. (APA)