Brüssel - Wegen illegaler Absprachen hat die
EU-Kommission das Londoner Auktionshaus Sotheby's zu einer Strafe von
20,4 Mill. Euro verdonnert. Sotheby's habe mit dem Konkurrenten
Christie's geheime Absprachen über Versteigerungsgebühren getroffen,
erklärten die EU-Wettbewerbshüter am Mittwoch in Brüssel. Christie's
muss in dem Verfahren dagegen keine Strafe zahlen. Das Unternehmen
hatte die Nachforschungen der EU-Wettbewerbshüter vor zwei Jahren mit
einer Selbstanzeige ins Rollen gebracht.
Die von Christie's vorgelegten Dokumente belegten nach Angaben der
Kommission, dass sich die damaligen Vorstandschefs beider
Auktionshäuser 1993 darauf verständigt hatten, die von Verkäufern und
Käufern zu zahlenden Gebühren abzusprechen. Auch bei anderen
Konditionen wie Vorschüssen oder Garantien über auf einer Auktion
mindestens zu erzielende Preise waren demnach von den vermeintlichen
Wettbewerbern abgestimmt worden. Mindestens bis Anfang 2000 soll
diese Zusammenarbeit in Form regelmäßiger Treffen und Kontakte der
Unternehmensleitungen fortgesetzt worden sein.
Die Kommission bewertet den Markt für Kunstauktionen als Duopol,
weil beide Auktionshäuser zusammen rund 90 Prozent des Weltmarkts
abdeckten. Vor der Absprache hatten sich Sotheby's und Christie's
einen harten Preiskampf um die Kunden geliefert.
Angesichts der Schwere der Vorwürfe sei Sotheby's mit einer Strafe
in Höhe von sechs Prozent des Umsatzes belegt, erklärte die
Kommission. Damit blieb die Kommission aber unter der möglichen
Höchstgrenze von zehn Prozent des Umsatzes. Ex-Sotheby's Chef Alfred
Taubman war wegen der Vorwürfe von der US-Justiz im vergangenen April
zu einem Jahr Gefängnis verurteilt worden. Gleichzeitig musste der
US-Milliardär 7,5 Mill. Euro Strafe zahlen. Auch in den USA kam
Christie's wegen der Aufdeckung des Kartells ohne Strafe davon.
Christie's war 1766 gegründet worden und ist seit 1998 eine
Tochterfirma der französischen Artémis SA. Die ebenfalls im 18.
Jahrhundert gegründete Firma Sotheby's ist in an den Börsen in New
York und London notiert und gehört weiter mehrheitlich Traubman. (APA)