Arbeitsmarkt
2.200 Arbeitslose in der IT-Branche
Vor kurzem fehlten angeblich noch Zehntausende Spezialisten, jetzt sind erstmals IT-Fachkräfte arbeitslos gemeldet
Wien - Erst war der Mangel,
jetzt herrscht der Überfluss.
Bis zu 80.000 fehlende IT-Arbeitskräfte sahen manche
heimische Experten voraus, in
Europa sollten gar 1,9 Millionen Spezialisten fehlen, erzählte die Studie eines europäischen Fachverbands noch
im März 2001. Noch vor einem
Jahr ging die Wirtschaftskammer von 8000 fehlenden
Digitalisten für 2002 aus.Die Realität hat die Propheten des Mangels eingeholt:
2002 waren erstmals IT-Spezialisten arbeitslos gemeldet,
berichtet Maria Hofstätter
vom Arbeitsmarktservice
(AMS), im Oktober waren es
2200. Aber im Vergleich zu
anderen Branchen ist der IT-
Sektor weiterhin eine blühende Oase, denn die Arbeitslosenrate bei 124.000 IT-Beschäftigten beträgt gerade 1,8
Prozent, die generelle Arbeitslosenrate 6,3 Prozent.
Der Rückgang spiegelt sich
auch bei den Stellenanzeigen
wider, die von AMS wie privaten Arbeitsvermittlern regelmäßig ausgewertet werden.
Von Anfang 2001 bis zuletzt
sank die Zahl der IT-Stellenangebote in den Printmedien
STANDARD (der laut AMS 29
Prozent des IT-Stellenmarkts
abbildet), Presse und Kurier (je
15 Prozent) von 1493 auf 335
Stellenangebote, erklärte Robert Fitzthum von der auf IT
spezialisierten Management
Consulting. Die gute Nachricht: "Die Talsohle ist erreicht", formuliert Fitzthum
"vorsichtig", "das sehen wir
auch bei unseren Auftraggebern".
Jedenfalls wäre es ein Fehler, jetzt den Rückzug aus der
IT-Ausbildung anzutreten,
warnt Fitzthum. Weiterhin
wäre Informationstechnologie
der Schlüsselbereich künftigen Wachstums, das aus technischer Innovation kommt.
Die Österreichische Computergesellschaft (ÖCG), die
2001 für die Branche noch ein
20-prozentiges Wachstum auf
rund 24 Mrd. Euro verzeichnete, erwartet heuer immer hin noch zwei bis fünf Prozent, erklärte ÖCG-Projektleiter Günther Krumpak - deutlich über dem Gesamtwachstum. (spu/DER STANDARD Print-Ausgabe, 31.10.2002)