13 Sekunden dauert es,

bis das Dach des Beetle-Cabrio zu ist. Wie lang das sein kann, wissen wir seit der internationalen Präsentation des offenen Käfer-Enkels in Florida: So ein tropischer Regenguss kommt schneller daher, als selbst ein flottes Fetzendachl schließen kann.

foto: werk

Das elektrohydraulische Verdeck

arbeitet erstens auf Knopfdruck, nur zum Ent-und Verriegeln ist ein Griff vorne im Dach zu ziehen und drehen, und wird zweitens aufpreispflichtig sein, wenn das Cabrio im kommenden März seinen Marktauftritt hat. Preise gibt's noch keine, der Importeur stellt aber Einstiegskosten von unter 21.500 Euro in Aussicht - das läge unterhalb des jüngst ausgelaufenen Golf Cabrio.

foto: werk

Fest stehen indes die ersten Motorisierungen.

Den Auftakt macht ein 1,6-Liter-Benziner (102 PS), es folgen ein 1,4er (75 PS) sowie, besonders interessant im Dieselland Österreich, der 1,9-Liter-TDI, System Pumpe-Düse. Ein 2,0-Liter-Benziner (115 PS) wäre auch zu haben, kombiniert mit der neuen Sechs-Gang-Automatik made in Japan.

foto: werk

Nach den ersten Fahreindrücken

raten wir davon aber eher ab. Denn dieser Automat ist ein wahrer Leistungsvernichter, das Auto fährt sich damit bestückt zäh - ganz anders als mit der spritzigen Fünf-Gang-Handschaltung. In Aussicht gestellt ist übrigens auch der aus der Limousine bekannte 1,8-l-150-PS-Turbo-Benziner.

foto: werk

Die "Beetlemania" ist auch in den USA,

wo dieser Retrodesign-Initialzünder 1998 eingeführt wurde, abgeebbt, wenngleich das Cabrio erneut begehrliche Blicke weckt. Was dem geschlossenen Beetle (bisher über 550.000 Mal verkauft) an Alltagsnutzen fehlt, macht der offene durch sein schlichtes Offensein mehr als wett. Ein echter Sympathieträger. Erst so macht der Beetle Sinn, und deshalb wird er nächstes Jahr in der Cabrio-Verkaufsstatistik ganz weit vorn zu finden sein, jede Wette. Auch weil es der einzige offene VW überhaupt ist.

foto: werk

Momentan gibt es gar keinen.

Das Golf-Cabrio wurde eingestellt, Europas größter Autobauer ist in diesem Boomsegment nicht mehr präsent. Ein Jammer - und eine Schwäche, die etwa die Franzosen gnadenlos ausnützen: Der Peugeot 206 cc mit versenkbarem Blechdach à la Mercedes SLK ist ein Bestseller.

foto: werk

2003 versucht man,

den Erfolg mit dem 307 cc in der Golf-Klasse zu wiederholen - und trifft dort auf das Beetle-Cabrio. VW jedenfalls weiß von dem Problem und plant weitere "Offenautos". Ob dabei der Polo-Roadster wirklich kommt, ist offenbar noch immer nicht entschieden.

foto: werk

Das Beetle-Cabrio

hat von den Designern ein charmantes Lächeln ins Gesicht geschnitzt bekommen. Eine Mimik, die sich unweigerlich bei den Insassen wiederholt. Und anders als beim "normalen" Beetle plagen VW hier auch keine Berührungsängste mit dem Nachkriegswunder und Weltbestseller Käfer.

foto: werk

Dafür gibt es mehrere plausible Erklärungen,

eine davon: Der Open-Air-Käfer hatte schon immer mit Lifestyle, mit Lebensfreude zu tun, während der Käfer selbst eher das notwendige Übel auf dem Weg zur Massenmobilität war. Zwischen 1949 und 1980 fand das Käfer-Cabriolet 330.000 begeisterte Käufer in aller Welt, dann war Schluss.

foto: werk

23 Jahre danach ist es wieder so weit,

und die Wolfsburger agieren frei nach dem Motto: Geschichte ist, was man hat, Zukunft, was man erwirbt. Nun lehnt man sich also auch koloristisch an den Vorgänger an, und nirgendwo machen sich die an die alte Käfer-Palette angelehnten Pastellfarben besser als in den Sonnenstaaten dieser Welt.

foto: werk

Im tristen Regen-Schnee-Norden

könnte sich diese Fröhlichkeit indes rasch verlieren. Hier greift man besser zu Klassikern wie Silber oder Schwarz. (Andreas Stockinger, AUTOMOBIL, 25.10.2002)

Link
Volkswagen

foto: werk