Europa
Havel-Büro: Keine Erklärung zu Sudetendeutschen geplant
Tschechischer Präsident äußerte sich mehrmals "eindeutig und kritisch"
Prag - Die Kanzlei des tschechischen Staatspräsidenten hat
Berichte der deutschen Tageszeitung "Die Welt" dementiert, wonach
sich Vaclav Havel bis Ende seiner Amtszeit im Februar 2003 von der
Aussiedlung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg
distanzieren werde. "Mit völliger Sicherheit kann ich erklären, dass
der Herr Präsident keinen solchen Text vorbereitet hat und auch zur
Zeit an keinem Text arbeitet. Bestimmt habe ich mehr qualifizierte
Informationen als der Autor des Artikels, der sich auf irgendwelche
geheimnisvollen Quellen im tschechischen Senat beruft", erklärte
Präsidentensprecher Ladislav Spacek nach Medienberichten vom heutigen
Mittwoch. Es wäre verantwortungsvoller, so der Sprecher, wenn der Schreiber
des Artikels im Büro des Präsidenten gefragt hätte, ob man über
derartige Vorbereitungen des Präsidenten etwas wisse. "Wir wissen
darüber aber nichts", betonte Spacek. Er sagte weiters, auf der
anderen Seite stimme es, dass der Präsident sich zur Abschiebung der
Deutschsprachigen in der Nachkriegszeit kritisch geäußert habe. "So
wie wir Vaclav Havel die ganzen 13 Jahre kennen, hat er sich immer
eindeutig und kritisch darüber geäußert, wie die Abschiebung der
Deutschen verlief. Es gibt nur wenige Politiker, die ihre
Auffassungen so offen und konsistent zum Ausdruck brachten", betonte
Spacek.
"Die Welt" hatte am gestrigen Dienstag geschrieben, dass Havel in
seiner Amtszeit noch ein "deutliches Zeichen" der moralischen
Distanzierung von der Vertreibung der Sudetendeutschen setzen wolle.
Der Staatschef arbeite schon seit längerem an der Formulierung einer
Erklärung, mit der der ausufernden Diskussion über die Benes-Dekrete
vor einem Beitritt seines Landes zur Europäischen Union eine positive
Wendung gegeben werden soll, berichtete das Blatt unter Berufung auf
Quellen aus dem tschechischen Senat. (APA)