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apa/jaeger
Wien - Auf den ersten Blick wirkt der Aushang unproblematisch. Eigentlich selbstverständlich. Die Wiener Linien, teilte die Geschäftsführung ebenjener ihren Mitarbeitern im April mit, hätten kein Verständnis für Lenker und Lenkerinnen, die durch Alkohol oder andere Drogen beeinträchtigt sind. Deshalb werde man "stichprobenartige Kontrollen" durchführen. Das, gibt auch Susanne Jerusalem zu, klingt gut und vernünftig. Schließlich, betont die Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen, wolle auch sie "in keinster Weise" angetrunkenen oder auch zugedröhnten Bus- und Straßenbahnfahrern das Wort reden. Aber? Kein Aber. Obwohl die Sache doch einen Haken hat. THC im Harn Denn bei den Wiener Linien wird dieser Tage entschieden, was mit Herrn X. geschehen soll. X. ist nicht besoffen oder bekifft am Fahrerstand erwischt worden - aber bei einem Harntest wurden Spuren von THC entdeckt: Irgendwann wird der Mann wohl an einem Joint gezogen haben. Damit hat er das Gesetz gebrochen - und das Vertrauen seines Arbeitgebers verspielt. Bei einem positiven Alkoholtest würde ein Entzug der Fahrerlaubnis da als selbstverständlich angesehen. Da X. aber nicht mit Alkohol, sondern anderen Substanzen betreten wurde, verlieren die Grünen doch ein paar Worte: Der Harntest, so Jerusalem, sage nämlich nichts über X.' Zustand zur Testzeit aus. Während bei Alkohol Beeinträchtigung und Blutalkoholwert gleich lange andauern, ist das bei anderen Drogen anders: THC wirkt ein paar Stunden - ist aber über Wochen messbar. Grenzwert - bei Alkohol selbstverständlich - gibt es keinen. Im Verkehr wenig aussagekräftig Nicht zuletzt deshalb sind sich Mediziner - und auch der Wiener Drogenbeirat - ziemlich einig, dass Drogentests im Verkehr wenig aussagekräftig wären. "Wenn die Wiener Linien - im Übrigen illegal, weil ohne Einverständnis der Betroffenen - so testen, leisten sie nur der hysterischen Drogenpolitik der FPÖ Vorschub." Seitens der Wiener Linien betont deren Sprecher Johann Ehrengruber, dass "Sicherheit das oberste Gebot" sei. Es läge noch kein endgültiges Ergebnis vor. Dass bei "Auffälligkeiten" vom Arzt "eine ganze Reihe von Tests" durchgeführt würde, sei logisch: "Sonst müssten wir uns nach einem Unfall fragen lassen, ob wir da nicht kontrollieren." (Thomas Rottenberg/ DER STANDARD, Printausgabe, 30.10.2002)