Etat
Berlusconi bietet für KirchMedia mit
Gläubigerausschuss prüft Angebote - Vorentscheidung zwischen den drei Konsortien erwartet
Der italienische Medienunternehmer
Silvio Berlusconi will nun doch größer ins deutsche Fernsehgeschäft
einsteigen. Eine Sprecherin von Berlusconis Firma Mediaset teilte am
Dienstag in Mailand mit, dass das Unternehmen die insolvente
KirchMedia zusammen mit der Commerzbank mit den anderen
Altgesellschaftern Lehman Brothers, Prinz Al Walid und Rewe
übernehmen wolle. KirchMedia besitzt die Mehrheit an den Sendern
ProsiebenSat.1 und die größte Spielfilmbibliothek Europas. Die Gläubiger wollen am Mittwoch über die vorliegenden
Kaufangebote entscheiden. Die Insolvenzverwalter und die
Geschäftsführung der einstigen Kernfirma des Münchner
Medienunternehmers Leo Kirch hatten in den vergangenen Wochen nur
noch mit drei Konsortien verhandelt. Diese Bieter sind der Hamburger
Heinrich-Bauer-Verlag mit der HypoVereinsbank; die Altgesellschafter
um Lehman und Commerzbank; und der französische Fernsehsender TF1 mit
dem US-Medienunternehmer Haim Saban.
1,6 Milliarden Euro
Die Angebote sollten bis Dienstag verbindlich vorliegen. Sie
sollen alle eine Größenordnung von 1,6 Milliarden Euro umfassen. In
Finanzkreisen hieß es, die Unterschiede seien relativ gering. Mit
entscheidend sei, welche Konzepte und Geschäftspläne die Investoren
für die Weiterführung des Unternehmens hätten. Ob der
Gläubigerausschuss bereits am Mittwoch einem Käufer den Zuschlag
erteilt, war offen. Wahrscheinlicher sei eine weitere Eingrenzung des
Bieterkreises und eine abschließende Prüfungs- und Verhandlungsrunde,
hieß es aus beteiligten Kreisen.
KirchMedia war im April Pleite gegangen. Die Tochter KirchSport
mit den Fernsehrechten für die Bundesliga und die
Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war vor zwei Wochen für rund 300 Millionen
Euro an den ehemalige Adidas-Chef Robert Louis Dreyfus und das
KirchSport-Management um Günter Netzer verkauft worden.
Die Gläubiger der KirchMedia fordern insgesamt 9,3 Milliarden Euro, aber
Insolvenzverwalter Michael Jaffe hat bisher nur 1,9 Milliarden als
berechtigt anerkannt. Der Verkaufspreis würde nach Quoten an die
Gläubiger verteilt. (APA/AP)