Unternehmen
Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bilanzfälschung bei Vivendi
Kleinanleger erstatten Anzeige - Aufschub im Tauziehen mit Vodafone um Telefontöchter
Paris - Die Pariser Staatsanwaltschaft ermittelt wegen
Bilanzfälschung beim französisch-amerikanischen Mischkonzern Vivendi
Universal (VU). Wie die Behörde am Dienstag bekannt gab, leitete sie
nach einer Strafanzeige von Kleinaktionären ein Ermittlungsverfahren
bei der zweitgrößten Mediengruppe der Welt ein. Dabei geht es um die
Vivendi-Bilanzen der Jahre 2000 und 2001. Unterdessen erhielt der
angeschlagene Konzern zumindest einen Monat Aufschub im Tauziehen mit
Vodafone um die französischen Telefonfirmen Cegetel und SFR. Die
VU-Aktie gab zunächst mehr als vier Prozent nach.Fehlerhafte Informationen
Den Angaben zufolge hatte die Anlegervereinigung APPAC
(Association des petits porteurs actifs) geklagt, sie sei durch
fehlerhafte Informationen über die Finanzlage von Vivendi Universal
getäuscht worden. Sollte es zu einem Gerichtsverfahren kommen, will
die APPAC demnach als Nebenklägerin auftreten. Ihre Strafanzeige war
Ende Juli eingegangen, einen Monat nach dem Wechsel an der
Firmenspitze von Jean-Marie Messier zu Jean-René Fourtou. Seit Juli
prüft bereits die Pariser Börsenaufsicht COB die seit Jänner 2001
gegebenen finanziellen Informationen aus dem Hause Vivendi Universal.
Sollte die COB Verstöße feststellen, müsste sie dies den
Staatsanwälten mitteilen.
Milliardenschulden nach Einkaufstour
Vivendi hat nach Messiers jahrelanger weltweiter Einkaufstour
Milliardenschulden und kämpft derzeit um den Erhalt der Kernsparten
Unterhaltung, Telekommunikation und Wasserversorgung. Am Montagabend
erhielt das Unternehmen Aufschub im Tauziehen um Cegetel und SFR: Das
Pariser Handelsgericht entschied, dass die
Cegetel-Minderheitsaktionäre BT Group aus Großbritannien und SBC
Communications aus den USA ihre Anteile nicht vor dem 10. Dezember an
den Vivendi-Konkurrenten Vodafone verkaufen dürfen. Die Frist wäre
ursprünglich am 10. November abgelaufen.
Bei Cegetel sind derzeit sowohl die finanziell angeschlagene
Vivendi-Gruppe als auch Vodafone mit großen Anteilspaketen vertreten.
Vodafone-Chef Chris Gent will die übrigen Partner herauskaufen und
die Firma übernehmen. Damit will er vor allem Zugriff auf den
zweitgrößten französischen Mobilfunk-Anbieter SFR erhalten. Vivendi
hat ein Vorkaufsrecht, bislang aber zu wenig Geld, um seine bereits
gehaltenen 44 Prozent an Cegetel zu einer Mehrheit auszubauen. BT
Group hält 25 Prozent an der Firma, SBC 15 Prozent.(APA)