Geschlechterpolitik
Gusenbauer: Frauenbild der ÖVP extrem veraltet
Beim "Happy Wendefest der Frauen" bezeichnete der SP-Obmann das herrschende politische Klima als eines des "intellektuellen Vormärz"
Wien - "Schüssel hat beim ÖVP-Parteitag von 100.000
Stimmen gesprochen, die er sich noch wünscht; wir wollen lieber
100.000 neue Kinderbetreuungseinrichtungen", sagte SPÖ-Vorsitzender
Alfred Gusenbauer am Montag beim "Happy Wendefest der Frauen",
initiiert von der unabhängigen Plattform für Gusenbauer. Gusenbauer
warnte in dieser Hinsicht besonders vor der ÖVP, deren Frauenbild um
Jahrhunderte von dem der SPÖ entfernt sei. Finz-Aussage
Gusenbauer kritisierte den Wiener ÖVP-Vorsitzenden Finz für
dessen jüngst getätigte Aussage, wonach der ÖVP bei den
Nationalratswahlen jede Stimme recht sei, selbst wenn diese von einer
Frau stamme. Gusenbauer attestierte Finz und dessen ParteifreundInnen
daher ein "politisches Klima des intellektuellen Vormärzes" schaffen
zu wollen.
Frauen von Wende mehrfach betroffen
Der SPÖ-Vorsitzende strich in seiner Rede hervor, dass gerade
Frauen mehrfach negativ von der schwarz-blauen Wende betroffen seien.
Ältere Frauen beispielsweise durch die Kürzung der Pensionen und den
Trend hin zur Zwei-Klassen-Medizin; jüngere Frauen besonders durch
die mangelnde Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben.
Das gesellschaftspolitische Klima verändern
Bestürzt zeigte sich Gusenbauer auch über die
gesellschaftspolitische Wende, die Schwarz-Blau ausgelöst habe. Es
könne nicht angehen, dass Künstler, "die es, wie jüngst bei der
Verleihung der Nestroy-Preise, in bester Tradition Nestroys wagen,
sich kritisch über die Regierenden zu äußern", von Bildungsministerin
Gehrer mit einem "Zensuraufruf" bedacht würden, anstatt über den
Inhalt der Reden zu diskutieren. Er trete jedenfalls für ein Klima
des gegenseitigen Respekts ein. Wie Schwarz-Blau mit seinen Kritikern
umgehe, entspreche nicht dem 21. Jahrhundert. Gusenbauers Credo
daher: "Das gesellschaftspolitische Klima muss wieder geändert
werden. Wir können es schaffen, wir werden es schaffen." (red)