Flucht und Politik
USA verlangen Auskunft über verwendetes Gas
Ärzte klagen: Ohne Informationen keine wirksame Therapie
Moskau - Nach der gewaltsamen Beendigung des
Geiseldramas von Moskau mit knapp 170 Toten sind Zweifel am Vorgehen
der russischen Regierung laut geworden. Nach 57-stündigem Nervenkrieg
hatten russische Spezialeinheiten Samstag früh Gas in das von
tschetschenischen Rebellen besetzte Theater geleitet und das Gebäude
gestürmt. Viele der mindestens 118 ums Leben gekommenen Geiseln wurden nach
Medienberichten durch das Gas vergiftet. Ärzte bestätigten dem
Fernsehsender NTW am Sonntag den Tod zweier ausländischer Geiseln
durch Gasvergiftungen. Russlands Präsident Wladimir Putin
entschuldigte sich für die Opfer unter den Geiseln, verteidigte
zugleich aber die Aktion: Russland lasse sich von Terroristen "nicht
in die Knie zwingen".
Ärzte ratlos
Die Zeitung "Moskowski Komsomolets" berichtete unter Berufung auf
Geheimdienst-Kreise, die Einsatzkräfte hätten die Wirkungskraft des
Gases unterschätzt. Ärzte sagten der Tageszeitung "Kommersant", es
sei entweder Nerven- oder Schlafgas eingesetzt worden. Die Mediziner
kritisierten, sie könnten die Patienten nicht fachgerecht behandeln,
da sie nicht genau wüssten, um welches Gas es sich handele.
Die USA forderten von Moskau Aufklärung. Für die Behandlung einer
verletzten US-Geisel sei es wichtig, die von ihr eingeatmete Substanz
zu kennen, sagte ein US-Botschaftssprecher in Moskau. Der russische
Vize-Innenminister Wladimir Wassiljew widersprach Angaben, wonach
Geiseln an dem Gas gestorben seien. Die Behörden verweigerten am
Sonntag weiter jede Information dazu, welche Substanz in das Theater
geleitet wurde. (APA)