Wirtschaft
US-Wirtschaftsprüfer an die Leine
Ex-CIA- und FBI-Chef nimmt in die Mangel
Washington/New York - Der ehemalige Chef des Geheimdienstes
CIA und des Bundeskriminalamtes FBI, William Webster, soll die nach
den Bilanzskandalen heftig umstrittenen US-Wirtschaftsprüfer an die
kurze Leine nehmen. Der Jurist wurde von den Mitgliedern der
Börsenaufsicht SEC für fünf Jahre zum Vorsitzenden eines neuen
Buchprüfer-Aufsichtsgremiums gewählt. Dies teilte die SEC am Samstag
in Washington mit. Der Wahl der 78-Jährigen waren Medienberichten
zufolge hitzige Debatten vorausgegangen. Insgesamt wurden für den
neuen Ausschuss fünf Positionen vergeben, für die es insgesamt 450
Kandidaten gab. Für Webster stimmten die drei Republikaner im der Wertpapier- und
Börsenkommission (SEC), gegen ihn zwei Demokraten. Die Demokraten
aber auch Vertreter der Wall Street kritisierten, Webster habe keine
Erfahrung in diesem Bereich. Die Entscheidung werde das Ansehen von
SEC-Chef Harvey Pitt weiter schädigen. Der Demokrat Roel Campos
nannte die Entscheidung einen "schweren Fehler", der als Kapitulation
vor der Buchprüfungsindustrie betrachtet werden könne. Die Demokraten
hatten John Biggs favorisiert, den Chef eines New Yorker
Pensionsfonds, der aber nach Informationen der "New York Times" den
Republikanern als zu aggressiver Reformer galt.
Neuer Ausschuss soll Kampf unterstützen
Der neue Ausschuss soll im Rahmen eines neuen Gesetzes den Kampf
gegen Bilanzfälscher und Wertpapierbetrüger unterstützen. Es war im
Juli vom Kongress ins Leben gerufen worden, nachdem bekannt wurde,
dass Wirtschaftsprüfungs-Unternehmen - wie Arthur Andersen im Fall
Enron - frisierte Bilanzen gebilligt hatten. "Der Präsident und der
Kongress haben ein hartes Programm zur Reform der Buchprüfer-Zunft
verabschiedet - und die erste Aufgabe des neuen Ausschusses ist es,
dieses Programm in die Tat umzusetzen", betonte SEC-Chef-Buchprüfer
Robert Herdman. (APA)