Telekom
MobilCom-Gründer Schmid will seinen Anteil in fremde Hände legen
Aufsichtsratsmitglied Vogel lehnt Angebot aber ab
Nach der Einigung von Vorstand
und Betriebsrat beim angeschlagenen Mobilfunkanbieter Deutsche MobilCom
will
offenbar auch Großaktionär Gerhard Schmid einen Beitrag zur Sanierung
leisten. Schmid ist laut einer Mitteilung bereit, seine Anteile von
rund 40 Prozent als Treuhänder von Aufsichtsratsmitglied Gerhard
Vogel verwalten zu lassen. "Vogel soll alle Fäden und Vollmachten zur
Rettung von Mobilcom in Händen halten", heißt es in einer
schriftlichen Erklärung Schmids aus Büdelsdorf. Vogel lehnt dies aber
offenbar ab.
Zügige Umsetzung der Vorverträge
Schmid teilte mit, Zweck der Treuhänderschaft sei die zügige
Umsetzung der Vorverträge mit Großaktionär France Telecom. Vogel, der
zur Zeit mit den Franzosen über eine Entschuldung des Unternehmens
verhandelt, wolle aber in seiner Funktion als Beauftragter der
Bundesregierung die für ihn zwingende Unabhängigkeit bewahren. Bei
den Verhandlungen mit Mobilcom-Großaktionär France Telecom wäre diese
Unabhängigkeit aber gefährdet, wenn Vogel die Aktien von Schmid als
Treuhänder verwalte, berichtet die "Berliner Zeitung"
(Samstagausgabe) laut Vorabmeldung.
Streit sei Jahresbeginn
Mobilcom und France Telecom liegen seit Jahresbeginn im Streit
über die Strategie von Mobilcom im deutschen UMTS-Mobilfunkmarkt und
die Höhe der Investitionen. Der Streit führte unter anderem zur
Abberufung von Schmid als Vorstandschef. Vor wenigen Wochen hatte
France Telecom angekündigt, Mobilcom nicht länger mit Kapital zu
versorgen. Seitdem ist das Büdelsdorfer Unternehmen von der
Zahlungsunfähigkeit bedroht, da ohne die finanzielle Unterstützung
von France Telecom weder die milliardenschweren Kredite bedient noch
das operative Geschäft mittelfristig finanziert werden können.
Kredite waren im Sommer fällig
Die von einem Bankenkonsortium zur Verfügung gestellten Kredite
für die UMTS-Lizenz und den -Netzaufbau waren schon im Sommer fällig
geworden, jedoch wurde Mobilcom von den Banken unter Vermittlung von
Großaktionär France Telecom bereits mehrmals ein Aufschub gewährt.
France Telecom hatte mehrfach seine Absicht angekündigt,
Bank-Verbindlichkeiten von Mobilcom in Höhe von 5,8 Mrd. Euro
übernehmen zu wollen.
Wichtige Vorentscheidung
In der kommenden Woche stehen wichtige Vorentscheidungen für die
Zukunft des schleswig-holsteinischen Unternehmens bevor: Am Montag
tagt der Verwaltungsrat von France Télécom zum ersten Mal unter der
Leitung des neuen Chefs Thierry Breton. Dabei steht die MobilCom-
Problematik auf der Tagesordnung.
Großkredit läuft aus
Am Donnerstag läuft zum vierten Mal der Großkredit über 4,7
Milliarden Euro aus, den die Banken bereits mehrfach gestundet haben.
Seit Anfang Oktober muss MobilCom für diesen Kredit, der sich aus dem
Lizenzkauf für den neuen Mobilfunk-Standard UMTS ergeben hat, auch
keine Zinsen mehr bezahlen. Wenn die Banken die Geduld verlieren und
das Geld zurückfordern, muss MobilCom Insolvenz anmelden. Dann hätten
jedoch die Banken das Geld mit hoher Wahrscheinlichkeit eingebüßt.
Sicher ist bisher lediglich, dass knapp die Hälfte der rund 5.000
Arbeitsplätze gestrichen werden.(APA/AP/Reuters/dpa)