Bild nicht mehr verfügbar.

Die drei Gewinnerinnen von links nach rechts: Hosp, Flemmen und Maze

Foto: APA/Techt

Sölden – Der alpine Ski-Weltcup hat am Samstag in Sölden mit einer Weltpremiere und einer Revolution der Jugend begonnen. Der wegen heftigen Windes beinahe abgesagte Riesentorlauf der Damen brachte mit der Österreicherin Nicole Hosp, der Slowenin Tina Maze und Andrine Flemmen aus Norwegen gleich drei zeitgleiche Siegerinnen. So etwas hat es im Skisport noch nie gegeben. Sensations-Co-Siegerin Hosp fuhr mit Startnumer 36 zum Sieg und ist die dritte österreichische Sölden-Trumphatorin nach Anita Wachter (1993) und Michaela Dorfmeister im Vorjahr. Am Sonntag fahren die Herren ihren Riesentorlauf, das Wetter soll besser werden.

Ski-Geschichte in Sölden

Die Ski-Kuriosität passierte fast auf den Tag genau fünf Jahre nach jenem Formel-1-Abschlusstraining am 25. Oktober 1997 in Jerez, bei dem mit Jacques Villeneuve, Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen drei Fahrer sogar auf die Tausendstel Sekunde zeitgleich voran gewesen waren. Im Skisport werden offiziell nur Hundertstel gemessen, diesem Ausgang ist aber ein einzigartiger Platz in der Ski-Geschichte sicher.

Wechselnde Windverhältnisse

Dass die Sensation auf dem Gletscher überhaupt passieren konnte, war freilich ein kleines Wunder. Sturmböen von bis zu 100 km/h hatten trotz stahlblauem Himmel mehrere Start-Verschiebungen und eine Verkürzung des Laufs auf knapp über 50 Sekunden notwendig gemacht. Dass am Ende einer Riesentorlauf-Sprint-Lotterie gleich drei Mädchen vom obersten Podest lachten, war letztlich beste Werbung für den Skisport und zeigte, dass der Zufall oft der beste Regisseur ist.

Zwei Premieren-Siege

Die noch 18-jährige Hosp feierte ebenso ihren ersten Weltcupsieg wie die 19-jährige Maze, nur die dem Teenager-Alter längst entwachsene Flemmen durfte sich über ihren dritten Sieg freuen. Neben ihrem Triumph 1998 beim Opening in Sölden hatte die Skandinavierin in der vergangenen Saison auch in Copper Mountain gesiegt.

Zum Sieg geblasen

Es war ein perfekter Abschluss eines Rennens das wegen des Sturms mehrmals an der Kippe stand und bei dem Zufall Tür und Tor geöffnet waren. Wer keinen oder Rückenwind hatte, war bei diesem Riesentorlauf-Sprint deutlich bevorzugt. So auch Hosp, die im zweiten Lauf trotz 1,21 Sekunden Rückstand zum Sensations-Sieg geblasen wurde. "Ich könnte nicht sagen, ob ich Wind gehabt habe oder nicht. Ich kann es jedenfalls kaum glauben, das geht mir jetzt alles ein bisschen zu schnell", sagte Hosp, deren bisher beste Weltcup-Platzierung ein 29. Platz vergangenen Winter im Riesentorlauf von Marburg gewesen war.

Sensationelle Schwedin

Dass die Tirolerin aber keine wirkliche Zufalls-Siegerin ist, hatte sie schon im ersten Durchgang trotz Startnummer 36 mit der elftbesten Zeit bewiesen. Dass sie nicht auch noch die RTL-Siegerin mit der höchsten Nummer wurde, liegt daran, dass 1989 Nathalie Bouvier in Park City mit 40 gewonnen hat. Den Spezialpreis "Win Star" und damit 50 Gramm Gold ging an die junge Schwedin Jessica Lindell-Vikarby, die mit Nummer 59 sensationell auf Platz sieben fuhr.

Dorfmeister nach dem ersten Lauf schon aus dem Rennen

Im ÖSV-Lager wurde nach dem Überraschungssieg von Hosp tief durchgeatmet. Denn dahinter wurde am letzten Tag der Sommerzeit der Sommertime-Blues gespielt. Vorjahres-Siegerin Michaela Dorfmeister vergab ihre Chancen schon im ersten Lauf durch einen kapitalen Fehler, qualifizierte sich gerade noch für das Finale, in dem sie aber 16 Plätze gut machte und dank fünftbester Laufzeit noch Zwölfte und zweitbeste Österreicherin wurde.

Die restlichen Österreicherinnen

"Nach dem ersten Durchgang war ich echt heiß auf mich selbst. Jetzt bin ich etwas beruhigter", sagte die Weltcup-Gesamtsiegerin. Alexandra Meissnitzer schied als Zwölfte des ersten Laufs hingegen im Finale aus, Tanja Schneider stürzte von zehn auf 25 ab. Brigitte Obermoser wurde vor Silvia Berger 17., die hoch gehandelte Eveline Rohregger nur 21.

Mandl im Zwiespalt

"Mit den Jungen bin ich zufrieden, bei den Routiniers ist einiges daneben gegangen", lautete die Bilanz des neuen ÖSV-Damenchefs Herbert Mandl, der wie alle froh war, dass das Rennen doch stattgefunden hatte. "Was war das für ein unglaubliches Rennen. Ich hätte Hosp einen Platz zwischen 15 und 20 zugetraut, aber das ist eine Sensation."

Alpinchef Hans Pum gab zu: "Damit war nicht zu rechnen. Dass Hosp aber gut Skifahren kann, hat sie schon im Training gezeigt." Der für die Technikerinnen zuständige Bernd Brunner meinte: "Ich bin überwältigt, das war eine Bombenfahrt von Niki. Schade ist, dass die anderen Mädchen Pech hatten. Ich bin zuversichtlicher als vor dem Rennen, aber es wartet noch viel Arbeit." (APA)