Theater- und Filmschauspielerin Marianne Hoppe starb am Mittwoch im Alter von 93 Jahren
Redaktion
,
In dieser Galerie: 2 Bilder
Berlin - Marianne Hoppe ist tot. Das gab das Berliner
Ensemble am Freitag Nachmittag in einer Aussendung bekannt. Die
Schauspielerin starb im Alter von 93 Jahren. "Die unvergleichliche
Marianne ist tot. Das deutsche Theater hat seine Königin verloren",
so Claus Peymann in einer ersten Reaktion.
Als Kronzeugin deutscher Film- und
Theatergeschichte war die Schauspielerin Marianne Hoppe eine "lebende
Legende". Manche nannten sie auch die "preußische Duse". Sie selbst
sprach weniger respektvoll von ihren Rollen. Oft waren es "gefallene
Damen", "meine Knacksdamen", wie sie es formulierte. Weinerlichkeit
kam dabei aber nicht vor, ob als Lessings Emilia Galotti, als Blanche
in Tennessee Williams "Endstation Sehnsucht" oder als Mutter in dem
Stück "Am Ziel" von ihrem langjährigen Freund Thomas Bernhard. Hoppe,
die am Mittwoch 93-jährig gestorben ist, war unter Claus Peymann u.a.
bei der Uraufführung von Bernhards "Heldenplatz" zu sehen, in
Salzburg stand sie als Mutter im "Jedermann" auf der Bühne.
Kronzeugin deutscher Film- und
Theatergeschichte
Marianne Hoppe wurde am 26. April 1909 in Rostock als
Tochter eines mecklenburgischen Gutsbesitzers geboren. Von 1933 bis
1945 gehörte sie zu den beliebtesten Kräften des von Ehemann Gustaf
Gründgens geleiteten Schauspielhauses am Gendarmenmarkt, dem
Preußischen Staatstheater. Das Landhaus ihrer gemeinsamen Tage in
Zeesen bei Königs Wusterhausen am Rande von Berlin besuchte Hoppe
nach dem Fall der Mauer und sah es von Hausbesetzern aus Berlin
okkupiert.
Über Gründgens' Rolle im Dritten Reich sagte sie: "Ich
habe Gustaf über alles geschätzt. Aber man soll nicht zu gut über ihn
sprechen." Abenteuerlust und Leichtfertigkeit könne man ihm auch anlasten,
aber er sei auch einer der wenigen Menschen mit Zivilcourage gewesen,
die sie gekannt habe. "Er war auch manches Mal mit einem Bein im
Konzentrationslager." Dass sie selbst von Hitler zum Abendessen in
die Reichskanzlei eingeladen wurde oder Gründgens zum Tee bei Hermann
Göring in Karinhall in der Schorfheide begleitete, verschwieg die
Hoppe nicht.
Im Theater ....
Nach dem Krieg folgte sie Gründgens, der vorübergehend von den
Sowjets inhaftiert worden war, nach Düsseldorf und war später in
Hamburg und auch wieder in Berlin engagiert. Claus Peymann holte sie
ans Schauspielhaus nach Bochum, gegen Ende ihrer Karriere war
sie am Berliner Ensemble zu sehen, wo sie u.a. die Merteuil in Heiner
Müllers "Quartett" und den Schauspiel-Lehrer Arturo Uis in Müllers
Inszenierung dieses Brecht-Stückes spielte.
... und auf der Leinwand
Auch auf dem Bildschirm
war die Schauspielerin präsent. Berlin ehrte sie mit dem Großen
Kunstpreis und 1975 erhielt sie nach Roma Bahn als zweite Trägerin
auf Lebenszeit den Hermine-Körner-Ring der Abteilung Darstellende
Kunst der Berliner Akademie der Künste. 1999 wurde Hoppe anlässlich
ihres 90. Geburtstags im Berliner Ensemble im Kreise von Freunden und
Kollegen gefeiert. Dort trauert man heute um die "Königin des
deutschen Theaters".
Marianne Hoppe wurde am Freitag auf dem Friedhof im
oberbayerischen Siegsdorf beerdigt, wo Hoppe zuletzt in einem
Pflegeheim wohnte. "Wir wollten, dass die Beisetzung in aller Stille
stattfindet", sagte ihr Sohn.
(apa)
Forum:
Ihre Meinung zählt.
Die Kommentare im Forum geben nicht notwendigerweise die Meinung der Redaktion wieder.
Die Redaktion behält sich vor, Kommentare, welche straf- oder zivilrechtliche Normen verletzen,
den guten Sitten widersprechen oder sonst dem Ansehen des Mediums zuwiderlaufen
(siehe ausführliche Forenregeln),
zu entfernen. Benutzer:innen können diesfalls keine Ansprüche stellen.
Weiters behält sich die STANDARD Verlagsgesellschaft m.b.H. vor, Schadenersatzansprüche
geltend zu machen und strafrechtlich relevante Tatbestände zur Anzeige zu bringen.